TRADES OF THE FUTURE
Viele Handwerksbetriebe sind heutzutage Schlüsselakteure, wenn es darum geht, ihre Kund:innen bei der Energiewende zu unterstützen. VIVID sprach mit zwei Düsseldorfer Leuchtturmbetrieben über ihr Tagesgeschäft zwischen Klimaschutz, Wärmepumpen und Energieberatung.
Sebastian Fuchs gründete sein Unternehmen im Jahr 2001 in der Garage seiner Eltern auf der Bilker Benzenbergstraße als „One-Man-Show“ – inzwischen hat die Sebastian Fuchs Bad und Heizung GmbH und Co. KG. um die 30 Mitarbeitende. „Wir bauen Badezimmer und machen Heiztechnik, seit zwölf Jahren konzentrieren wir uns erfolgreich auf Wärmepumpen“, erklärt er. Sein Gewerk sieht Fuchs als Schlüsselakteur, wenn es um die Energiewende geht. Den eigenen Betrieb ließ er dementsprechend im Jahr 2020 als klimaneutral zertifizieren.
Sebastian Fuchs gründete vor über 20 Jahren sein Sanitärunternehmen in der Garage seiner Eltern. "Jetzt sind wir so etwas wie die Helden des Klimaschutzes."
Sebastian Fuchs bietet seinen Kund:innen Gesamtpakte an, die eine Umstellung der Heizungsanlage auf eine Wärmepumpe und die eigene Stromversorgung mit einer Photovoltaik-Anlage beinhalten, zu deren Installation er mit einem Elektrobetrieb zusammenarbeitet. Eine intensive Beratung inklusive Abwicklung der Fördergelder gehört ebenfalls zum Service. Zunächst einmal vereinbart er einen Termin vor Ort, macht eine Heizlastberechnung und erstellt eine Energieprognose, in der die Kosten z. B. denen einer neuen Gasheizung gegenübergestellt werden. „So eine Wärmepumpe ist natürlich erstmal eine Investition, die sich aber nach einer gewissen Amortisationszeit garantiert bezahlt macht.“
Sein Gewerk ist innovativer Vorreiter im Handwerk, wenn es um die Umsetzung von Klimaschutz, aber auch das Thema Digitalisierung geht. „Der Installations- und Sanitärbereich war bis vor wenigen Jahren nicht sehr beliebt bei jungen Menschen. Jetzt sind wir so etwas die Helden des Klimaschutzes … Ich denke, die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte“, lacht Sebastian Fuchs.
Er ist sich jedoch sicher, dass sein Handwerk zukunftsträchtig und nicht abhängig von den aktuellen Regierungsparteien ist. „Die Ampelregierung hat beim Thema Energiewende definitiv Veränderungen angestoßen, aber im Endeffekt wurde das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) von der EU beschlossen. Ein Regierungswechsel fällt hier also nicht wirklich ins Gewicht.“ Rohstoffe wie Gas und Öl stünden nicht mehr unendlich zur Verfügung, die Energiewende sei unabdingbar. „Ich bin mir sicher, dass die Wärmepumpe die einzige wirtschaftlich sinnvolle Antwort ist, denn sie ist einfach ein sehr gutes Produkt – das haben wir allein in unserem Betrieb schon hunderte Male bewiesen. Wärmepumpen werden von Strom angetrieben, dem einzigen Werkstoff, den wir in Deutschland selbst herstellen können.“ Vor allem sorgten sie für Unabhängigkeit von fossilen Ressourcen oder politischen Krisen und seien damit global die beste Lösung für die nötige Energiewende.
Um diese erfolgreich umzusetzen, benötigen Handwerksbetriebe, aber auch Bauherr:innen die Unterstützung von Kommunen, Bund und Ländern und deren Fördermitteln. Wichtig sind hierbei Netzwerke wie der „Düsseldorfer Klimapakt mit der Wirtschaft“ oder das Kooperationsprojekt ÖKOPROFIT, das Unternehmen Fachworkshops und individuelle Beratungen anbietet. Private Haushalte werden über das Programm „Klimafreundliches Wohnen und Arbeiten in Düsseldorf" bei Maßnahmen zur Energieeffizienz oder dem Ausbau von erneuerbaren Energien gefördert.
Wie man Fördergelder beantragt, weiß Martin Haider, Geschäftsführer bei der enschotec, Energie- und Schornsteintechnik GmbH mit Sitz auf der Friedenstraße sowie lizensierter Energieeffizienz-Experte. Der Schornsteinfegermeister und sein Geschäftspartner Andreas Ehlert verbinden gemeinsam seit 2021 den bereits 1995 gegründeten Betrieb mit moderner Energieberatung. „Unsere Dienstleistungen umfassen das klassische Schornsteinfegen bis hin zu den modernsten Techniken der erneuerbaren Energien“, erzählt er. Schwerpunkt seiner Arbeit sei energetische Gebäudeplanung.
Seine Beratung startet Martin Haider mit der Analyse eines Gebäudes; anschließend erstellt er ein Konzept zum energieeffizienten Umbau, begleitet die fachgerechte Umsetzung – und beantragt für seine Kund:innen die Fördermittel. „Das ist ein sehr wichtiges Thema, da viele energetische Sanierungen gefördert werden und man daher die sinnhaftesten Maßnahmen ausarbeiten muss.“ Wie wird die Gebäudehülle gedämmt, werden Fenster ausgetauscht, welche Heizung eingebaut? Bleibt man bei Gas, Öl oder stellt man auf Wärmepumpe um?
enschotec nutzt regelmäßig auch Dienstleistungen der Handwerkskammer, „sie ist ein wichtiger Träger für Weiterbildungen und Lehrgänge“. Auch mit der Stadt Düsseldorf ist er in Kontakt, wenn es um deren eigenes Förderprogramm „Klimafreundlich Wohnen und Arbeiten“ geht. Wenn Martin Haider über seine Arbeit spricht, ist seine Begeisterung für das Thema Energiewende offensichtlich. „Viele Schonsteinfeger sind Energieberater, das ist Teil unseres Berufsbildes. Mich reizt die Komplexität des Themas und seine globale Wichtigkeit.“
„Mich reizt die Komplexität des Themas und seine globale Wichtigkeit“
Das Schornsteinfegerhandwerk ist für ihn definitiv zukunftsträchtig. „Junge Menschen sind von der Technik fasziniert, die wir anwenden: mit Drohnen Dächer zu überprüfen oder mit Thermografie-Kameras Fassaden zu untersuchen, ist für viele spannend“, so Martin Haider. Die schlechte Planbarkeit bzw. schwankende Verlässlichkeit bei Fördermitteln sieht er jedoch als große Herausforderung, die in der Vergangenheit schon häufig zu Frustration bei ihm, aber vor allem bei seinen Kund:innen geführt habe. Hier gebe es auf politischer Seite noch einiges nachzubessern.
Schon auf der Meisterschule entdeckte Schornsteinfeger Martin Haider das Thema Erneuerbare Energien für sich und ist inzwischen lizensierter Energieeffizienz-Experte.
Insgesamt ist für Martin Haider die Entwicklung der Energiewende allerdings auf einem guten Weg. „Ich bin seit 2017 in der Energieberatung. Seinerzeit wurde sehr wenig Wert auf Erneuerbare Energien gelegt, Fördermittel wurden belächelt. Hier sind wir inzwischen ein gutes Stück weiter.“ •
Text: Katja Vaders
Pictures: Jochen Rolfes, Personal Archive