Kunst trifft Phillip Böndel

“Shoot for the Stars!” 

Kreativer Kopf und Energiebündel mit Hip-Hop im Blut: So könnte man Phillip Böndel in wenigen Worten beschreiben. Mit dem Co-Founder & CEO von „The Ambition“ und Geschäftsführer Beratung Digital der Agentur BUTTER hatte VIVID-Herausgeber Rainer Kunst dementsprechend viel zu besprechen. Zum Beispiel, wie Hip-Hop die eigene Lebensphilosophie prägt, warum Agenturen mutiger sein sollten und dass Düsseldorf mehr Subkultur braucht.


Dein Motto lautet: “Make something out of nothing.” Das ist Dir ja ziemlich gut gelungen, wenn ich mir die Titel, Companies, Projekte, Mitgliedschaften und Ehrungen so anschaue. Woher kommt Deine Energie?  

Ich rede mir ein, dass es viel mit Hip-Hop zu tun hat. Seit 25 Jahren werde ich von dieser Musik „therapiert“, die mir suggeriert: Alles ist möglich! Das ist ein Narrativ, ein Mindset, das ich sehr anziehend finde. Ich bin ein sehr positiver Mensch und hasse Negativität bzw. wenn Dinge immer nur negativ gesehen werden. Ich mag auch die Hemdsärmeligkeit in der Hip-Hop-Kultur. Sie wurde vor 50 Jahren von Menschen gegründet, die im Grunde nichts hatten, weder Musikunterricht noch die richtigen Instrumente. Also sampleten sie Soul, Funk & Jazz. Hip-Hopper haben immer versucht, sich mit sehr wenigen Mitteln Sichtbarkeit und gesellschaftliche Anerkennung zu verschaffen. Diese Mechanismen habe ich wohl auch verinnerlicht. 

„ich mag auch die Hemdsärmeligkeit in der Hip-Hop-Kultur.“

Davon profitierst Du offensichtlich auch bei „The Ambition“. Gegründet hast Du das Unternehmen Anfang 2021 mit Tobias Kargoll, der mit hiphop.de die erfolgreichste deutsche Digitalplattform für Hiphop Kultur entwickelt hat. Was ist „The Ambition“ genau – Agentur, Community, Medium?

Wir bezeichnen uns als One-Stop-Shop für Hip-Hop-Kultur. Im Grunde sind wir ein Beratungsunternehmen, dass Unternehmen in der Hip-Hop-Kultur verwurzelt und darin erfolgreich macht. Dafür analysieren wir für Kunden mit einem eigens entwickelten Modell, wo es relevante Schnittstellen zwischen der eigenen Marken-DNA und der Hip-Hop-Kultur und Künstler:innen dort gibt. Daraus setzen wir dann individuelle Maßnahmen um.

Und das ziemlich erfolgreich. Anfang September wurdet Ihr als „best new Agency“ ausgezeichnet – herzlichen Glückwunsch dazu! Wie fühlt sich das an?

Das war ein echt toller Moment. Mit dieser Auszeichnung von einigen einflussreichen und erfahrenen CMOs haben wir ja sozusagen das „Okay“ für unser Geschäftsmodell, unsere Marke und unsere Produkte bekommen. Das ist auch insofern besonders für uns, weil wir anfangs für die Idee zu The Ambition durchaus auch etwas belächelt wurden.

An welchen anderen tollen Moment seit Unternehmensgründung erinnerst Du Dich besonders gern? Gibt es vielleicht auch Business Cases, die Dich besonders stolz machen?

Für junge Fashion-Labels haben wir einen Award aufgesetzt zusammen mit der Zeitschrift Textilwirtschaft. Das, was uns sehr stolz dabei gemacht hat, war das Feedback der jungen Menschen, die gesagt haben: „Ihr seid die Ersten, die uns auf eine Bühne bringen, Ihr seid die Ersten, die uns mit der Textilwirtschaft zusammenbringen!“ Diese entgegengebrachte Dankbarkeit war toll, da haben wir richtig gespürt, dass wir einen Unterschied machen. Business Cases gibt es einige, die uns stolz machen. Vor kurzem erst haben wir mit Tina Müller, CEO von Douglas, und ihrem Top-Management an einem Tisch gesessen und zusammen einen 2-Jahres-Marketingplan entwickelt. Dass wir direkt mit der obersten Entscheidungsriege zusammenarbeiten dürfen, ist sehr wertschätzend – und macht einfach riesigen Spaß!

„Ich habe aufgehört, mir konkrete Etappenziele zu setzen.“

Wo soll die Reise von The Ambition noch hingehen?

Ich habe aufgehört, mir konkrete Etappenziele zu setzen, weil ich mit Gründung von The Ambition vor gut anderthalb Jahren gelernt habe, dass das nicht so richtig weiterhilft. Man sollte groß träumen, finde ich. In meiner Vorstellungskraft sind wir irgendwann weltweit operierend in zehn Ländern mit 250 Menschen und beraten Louis Vuitton dabei, welchen Designer sie zum Chefdesigner machen sollten. Wenn man ehrliche Arbeit macht, keine Erde verbrennt, fleißig ist und das mit ein bisschen Intelligenz mischt, kann es nur erfolgreich sein – daran glaube ich und darauf vertraue ich. Jeden Tag.

Du bist auch seit drei Jahren Vorstandsmitglied beim GWA, wodurch Du einen guten Einblick in die Agenturlandschaft bekommst. Was zeichnet heutzutage eine erfolgreiche Agentur aus?

Ich glaube, das Entscheidende für den Erfolg einer Agentur – unabhängig davon, was sie genau macht – ist: Sie braucht eine Superpower, eine Speerspitze, dann kann der Rest ruhig Commodity sein. Denn häufig ist das Agenturprodukt austauschbar und dann hängt es eben von den Menschen ab, die in dieser Agentur arbeiten. Es geht nicht um die beste Präsentation, sondern darum, mit wem man zusammenarbeiten will. Die Kombination aus Chemistry und Superpower bringt meiner Meinung nach eine Agentur nach vorne. 

Was vermisst Du in der aktuellen Agenturszene, was könnte besser sein? 

Ich wünsche mir mehr Mut, mehr Lautstärke, mehr Ecken und Kanten. Das versuche ich selbst zu leben, wenn ich im Business unterwegs bin. Es geht doch darum, Menschen zu begeistern, Energie zu geben, Spaß zu haben – und dabei Kompetenz auszustrahlen. Ein Kunde muss sich auf den Kontakt mit der Agentur freuen! Die Agenturszene ist in den letzten Jahren ein bisschen langweilig geworden, wir sollten wieder mehr unsere kreative Superpower spielen lassen!

„Ich wünsche mir mehr Mut, mehr Lautstärke,
mehr Ecken und Kanten...“

Seit Anfang des Jahres bist Du auch noch Mitglied im Art Directors Club (ADC). Jetzt steht auf Deiner Visitenkarte nicht Art Director, Texter oder Creative Director, sondern Berater. Findet der ADC keine klassischen Kreativen mehr? (lacht)

Schon, aber der ADC hat verstanden, dass Kreativität eben nicht mehr nur in Photoshop und in Textdokumenten stattfindet, sondern auch in anderen Disziplinen unserer Branche. Zum Beispiel im Bereich Business Intelligence, wenn es darum geht konkrete Problemlösungen zu finden. Deswegen ist auch der Name ADC nicht mehr so treffend, finde ich. Wenn man die besten Kreativen des Landes versammelt, sollte da auch jemand rein, der nicht Art Director ist. 

Es herrscht dramatischer Fachkräftemangel an allen Ecken und das wird in den nächsten Jahren nicht besser. Wie müssen sich Unternehmen heute aufstellen, wenn sie die Nachwuchskräfte von morgen begeistern wollen?

Unternehmenslenker brauchen die Fähigkeit, gute Teams zu kuratieren, indem sie gute Menschen zusammenbringen. Denn letztendlich ist es das, was Menschen in einem Unternehmen hält. Damit meine ich nicht nur die Sympathieebene, sondern auch die Qualifikation. Die Infrastruktur, in der gearbeitet wird, ist wichtig, aber für viele eine selbstverständliche Grundvoraussetzung – das Unterscheidungsmerkmal aber ist das Team drum herum. Der Spirit und die Ziele in einem Team müssen gleich sein, dann ergeben sich Ehrgeiz und Arbeitsmoral. Das sind Dinge, die kann man nicht von außen aufoktroyieren, sondern die entstehen intrinsisch. Deswegen ist es enorm wichtig zu verstehen, welche Ziele und Spirit potenzielle Nachwuchskräfte haben und ob das mit dem eigenen Unternehmen matcht.

Warum ist Düsseldorf die schönste Stadt am Rhein?

Wir haben hier eine unfassbar hohe Lebensqualität, wir bekommen so viel geboten an Events und Kulturveranstaltungen – irgendwas ist immer. Dann haben wir besonders kurze Wege in der Stadt, was die Mobilität einfach und angenehm macht. 

Was würdest Du Dir von der Stadt noch wünschen? 

Ich würde mir wünschen, dass Subkulturen wie Hip-Hop mehr Sichtbarkeit bekommen. Es gibt sie zwar, aber im Vergleich mit Städten wie Köln geschweige denn Hamburg oder Berlin ist das ausbaufähig. Da geht noch mehr. •


About Phillip Böndel

  • Born 1986 in Dormagen

  • Qualified as a media designer

  • 2009 to 2014: PR consultant for Germany’s best-known rappers (including Kool Savas,
    Eko Fresh, AZAD)

  • 2014: Switched from music to advertising - set up the digital department at the Düsseldorf-based creative agency BUTTER

  • Since 2018: Managing Director Consulting Digital BUTTER

  • Since 2019: Member of the board of
    Gesamtverband Werbeagenturen (GWA)

  • Since 2021: Co-Founder & CEO
    The Ambition GmbH 

  • Industry magazine W&V selects him as one of the “Top 100 Heads of the Year 2021”

  • Since 2022: Member of the Art Directors Club (ADC)

https://the-ambition.com

https://phillipboendel.de


Interview: Rainer Kunst

Words: Tom Corrinth
Pictures Frank Beer