Manga Immersion

 

Auf der Messe DoKomi feiern jährlich tausende junge Menschen die japanische Popkultur. Wo ginge das hierzulande besser als in Düsseldorf?

 

Wenn sich jedes Jahr im Frühsommer die Düsseldorfer Messehallen mit Manga- und Anime-Figuren, Elfen, Superhelden und Comic-Heroes füllen, handelt es sich nicht etwa um reichlich verspätete Karnevalsjecken, sondern um die kreativ verkleideten Besucherinnen und Besucher der DoKomi, Deutschlands größter Japan-Convention. 2009 startete die Veranstaltung noch mit 1.800 Gästen. Im Laufe der Zeit stieg aber – gerade in der jüngeren Altersgruppe zwischen 16 und 26 Jahren – die Begeisterung für die japanische Popkultur rasant. Und damit auch die Besucherzahlen der DoKomi: Am Pfingstwochenende 2022 kamen nach Angaben der Düsseldorf Congress GmbH 70.000 Fans aus ganz Europa in die Landeshauptstadt – ein Rekord.

„Anime und Manga können actionreich sein und tiefgründige Charaktergeschichten erzählen, gleichzeitig aber auch lustige Elemente beinhalten.“

Cosplayerinnen und Cosplayer nennt man die Fans. Das in Japan geprägte Cosplay ist ein Begriff, der aus „costume“ und „play“ im Englischen zusammengesetzt ist. Eine Art „Kostümspiel“ also, das in den 1990er Jahren mit dem Manga- und Anime-Boom auch nach Europa kam und bei dem die Fans Figuren aus einem Manga, Anime, Film, Videospiel oder aus anderen Medien nachahmen. Bei der DoKomi finden sie eine Plattform dafür: In vier Messehallen und im Innenhof und damit auf einer Fläche von über 90.000 Quadratmetern fanden in diesem Jahr Bühnen-Shows, Live-Konzerte, Wettbewerbe, Games und Food-Festivals statt. Wichtige Akteurinnen und Akteure, die zur Atmosphäre der DoKomi beitragen, waren und sind auch immer wieder die Manga-Illustratoren, Webcomic-Artists sowie japanische Tänzer und Musiker. 

Einer, der selbst von der japanischen Popkultur begeistert ist, ist Benjamin Schulte. Er und sein Kollege Andreas Degen sind Gründer und Veranstaltungsleiter der DoKomi. „Bei Anime und Manga sind es die einzigartigen Zeichenstile und besonderen Erzählweisen, die so faszinierend sind. Anime und Manga können actionreich sein und tiefgründige, emotionale Charaktergeschichten erzählen, gleichzeitig aber auch lustige Elemente beinhalten.“ Musikalisch habe Japan in den letzten Jahren ebenfalls viele unterschiedliche Genres hervorgebracht, die so in Deutschland noch nicht bekannt waren – „angefangen bei Visual Kei bis hin zu niedlicher Pop-Musik“, so Schulte.

Die DoKomi bestätigt auch die Bedeutung Düsseldorfs für die japanische Kultur: Die japanische Gemeinde in der Landeshauptstadt ist nach London und Paris die drittgrößte in Europa. Mehr als 8.000 Japanerinnen und Japaner leben hier. Den Anfang machten japanische Kaufleute, die schon Anfang der 1950er Jahre nach Düsseldorf kamen. Vor allem weil es in Deutschland infolge des Zweiten Weltkriegs einen großen Bedarf an Maschinen und Produkten gab. Düsseldorf stellte sich hier wegen seiner zentralen Lage in Europa, seines Flughafens, der Nähe zum Ruhrgebiet und der Anbindung an die Übersee-Häfen als idealer Standort heraus. Immer mehr japanische Unternehmen ließen sich hier nieder, immer mehr japanische Kulturinstitutionen und Vereine prägen bis heute die Stadt mit. Darunter zum Beispiel das EKO-Haus oder der Japanische Club, die sich beide dafür einsetzen, die Vielfalt aus dem Land der aufgehenden Sonne an den Rhein zu holen. Der Großteil der japanischen Infrastruktur – von Sushi-Restaurants über Ramen-Bars bis hin zu Supermärkten und Bäckereien – befindet sich heute im Bezirk rund um die Immermannstraße. 

Wie stark die Beziehungen zu Japan sind, zeigt sich jedes Jahr auch beim Japan-Tag: Mit hunderttausenden Gästen und einem vielfältigen Angebot an Musik, Tanz, Sport, Kulinarik und – als Highlight – dem japanischen Feuerwerk gehört die Veranstaltung seit 2002 zum festen Programmpunkt im Stadtgeschehen.

Dass eine Convention wie die DoKomi in Düsseldorf stattfindet, ist also nur folgerichtig. „Viele Anime- und Japan-Fans sind mittlerweile nach Düsseldorf gezogen, weil sie die zahlreichen japanischen Geschäfte, Restaurants und anderen Angebote wertschätzen“, so Benjamin Schulte weiter. Durch die japanische Community und Organisationen wie die Deutsch-Japanische-Gesellschaft am Niederrhein habe die DoKomi von Anfang an große Unterstützung erhalten. Die Planungen fürs nächste Jahr laufen bereits (siehe Kasten). Vorfreude kommt bei Benjamin Schulte und seinem Team jetzt schon auf – das mag auch an der positiven Atmosphäre liegen, die die Veranstaltung jedes Jahr mit sich bringt. „Die komplette Anime- und Japan-Fanszene ist eine sehr freundliche Szene, die sehr offen für alle ist.“ •


About DoKomi

Die DoKomi ist der jährliche Treffpunkt für junge Fans der japanischen Popkultur. Zwei Tage lang dreht sich bei der Convention alles um Anime, Manga, Games, Cosplay und Japan. Der Begriff „DoKomi“ ist die Abkürzung für „Doitsu Komikku Maketto“, was so viel heißt wie „Deutscher Comic Markt“ – angelehnt an die „Comiket“, die größte Anime-/Manga-Convention in Japan. Die nächste DoKomi findet voraussichtlich am 1. und 2. Juli 2023 auf dem Düsseldorfer Messegelände statt. Ein dritter Veranstaltungstag ist nach Angaben der Veranstalter im Gespräch. 

www.dokomi.de 

 

Words Elena Winter
Pictures DoKomi