Protecting human authorship

Eine neue Technologie des japanischen Unternehmens Wacom soll menschliche Urheberschaft schützen. Dazu werden Metadaten aus dem Kreationsprozess im Artwork selbst integriert. Was sich hinter der Innovation verbirgt, die Künstler:innen in den Fokus stellt.



Der Schutz digitaler Rechte von Künstler:innen im Netz – das war schon vor dem Aufstieg generativer künstlicher Intelligenz eine Herausforderung. Es dürfte sich im Zuge der rasanten qualitativen Weiterentwicklung von KI und der als Folge zu erwartenden Content-Flut noch verschärfen.

Darüber hinaus unterscheiden sich Urheberrechte von Land zu Land und stehen der Lebensrealität von international arbeitenden Kreativen und unserer globalisierten Welt konträr entgegen. Konflikte zu Urheberrechten landen oftmals als komplexe, langwierige und kostenintensive Fälle vor Gericht. Dabei stehen Künstler:innen nicht selten großen und finanzstarken Unternehmen gegenüber.

Heidi Wang entwickelt mit ihrem Team Innovationen.

Kreative in dieser Situation zu stärken ist das Ziel von „Yuify“. Dabei handelt es sich um eine innovative Technologie von Wacom, Hersteller digitaler Stifttablets und Stift-Displays. Der Service unterstützt digital arbeitende Künstler:innen beim Nachweis und Management von Urheberrechten. Konkret geschieht das in drei Schritten:

Die Entstehung
Ein stichhaltiger Beweis der Urheberschaft beginnt direkt bei der Entstehung der Kreativarbeiten. Da jeder Workflow einmalig ist, und jeder Schritt von der Software einzeln erfasst wird, ergeben sich sogenannte Metadaten. Diese sind zusammen so individuell wie eine Handschrift. Yuify verschmilzt diese Daten zu einer Art digitalen Signatur. Um diesen Schritt umfassend abbilden zu können und um einen branchenübergreifenden Standard zu entwickeln, arbeitet Wacom mit Software-Anbietern zusammen. Adobe Photoshop, Celsys Clip Paint Studio und Rebelle von Escape Motions sind als Partner an Bord.

Die Registrierung
Der Beweis der Urheberschaft ist dauerhaft aufgezeichnet und wird als Link in das digitale Artwork integriert. Diese Micromark ist technisch gegen einen Großteil gängiger Manipulationstechniken (z.B: Screenshots oder Beschnitt) geschützt. Der Registrierungslink leitet zu einer Blockchain-basierten Datenbank, auf der Informationen zu Urheberschaft jederzeit einsehbar sind.

Die Lizensierung
Yuify umfasst eine Toolbox an Lizenzverträgen, die Künstler:innen auf ihre individuellen Bedürfnisse anpassen können. Alle abgeschlossenen Verträge werden innerhalb der Plattform unterzeichnet und gespeichert.  Eine biometrische Unterschriftsvalidierung stellt sicher, dass der oder die Künstler:in selbst den Vertrag unterzeichnet hat.

Einige Stichworte lassen den einen oder die andere aufhorchen: Datenbanken auf einer Blockchain, Digitale Kunst, Echtheitszertifikate. Was auf den ersten Blick an NFTs erinnert, den sogenannten Non Fungible Tokens, fußt auf einer anderen Web3-basierten Technologie. SSI, Self Soverign Identity, ist das Framework auf dem Yuify aufbaut. Während NFTs die Frage nach dem digitalen Eigentum klären, behandelt SSI die Frage nach der Urheber-Identität und stellt damit einen unmittelbaren und permanenten Link zwischen Artwork und Künstler:in her. So ist „Yui“ auch das japanische Wort für Verbindung und Verknüpfung.

Bei aller Verknüpfung liegt jedoch eines in der Natur der Sache von Internet und Social Media: Yuify kann nicht verhindern, dass geschützte Inhalte widerrechtlich verwendet werden. Jedoch bietet die Technologie nicht nur Künstler:innen Schutz durch permanente und rechtlich durchsetzbare Dokumentation der Urheberschaft, auch Partner können die Urheberrechte von Bildern einsehen. Und so eine widerrechtliche Nutzung umgehen, Künstler anfragen und Nutzungsrechte einkaufen. Eine Maßnahme die die ein oder andere Unterlassungsklage verhindern dürfte. Und davon dürften im Rahmen von KI generiertem Content noch einige kommen.

„Unsere Vision ist das Bewahren der menschlichen Originalität und Kreativität in der digitalen Welt – mit permanentem Nachweis der Urheberschaft bei voller Selbstbestimmung der Künstler:innen in der Weitergabe.“ meint Heidi Wang, Senior Vice President Ink Division bei Wacom. Mit Ink Division leitet sie eine Abteilung, die Innovationen fördert und Software- Technologien entwickelt, unter anderem die Anwendung Yuify.

„Wir widmen uns der Entwicklung neuer Technologien in den Bereichen Sicherheit, künstliche Intelligenz, Remote Computing und Extended Reality – Bereiche, die für unser tägliches Leben unerlässlich sind und die digitale Gesellschaft, in der wir leben, prägen.“ so Wang. Dafür spricht auch, dass die Initiative offen gestaltet wird und Branchenpartner:innen, Community-Plattformen und Künstler:innen eingeladen sind daran teilzuhaben.

Yuify befindet sich aktuell in der Betaphase – der Launch ist für 2024 geplant. Dann soll der Service allen kostenlos offenstehen, die digital gestalten. Ganz unabhängig davon, ob sie dies auf einem Wacom Gerät tun, oder nicht.


ABOUT WACOM

  • Wacom is the world’s leading manufacturer of pen tablets, interactive pen displays and digital interface solutions.

  • Founded 1983 in Kazo City, Japan

  • Offices around the world support marketing and sales in over 150 countries and regions

  • European headquarters are in Düsseldorf, Germany


Words: Lisa Maria Kunst
Pictures: PR, Unsplash/Maxim Berg, Jochen Manz