Medicine of tomorrow

 

Das Universitätsklinikum Düsseldorf gehört zu den besten Kliniken der Welt – nicht nur in der Krankenversorgung, sondern auch, was ihre innovativen Forschungsprojekte angeht. Ein Blick hinter die Kulissen. 

 

Im April 2019 zeichneten das amerikanische Magazin Newsweek in Kooperation mit der Statistikdatenbank „Statistica“ das Uniklinikum Düsseldorf (UKD) zu einem der besten 1.000 Krankenhäuser weltweit aus. Auch in NRW ist es dementsprechend eins der wichtigsten medizinischen Zentren der Region. Das UKD und seine Tochterfirmen sind zudem bedeutsamer Arbeitgeber für die Landeshauptstadt und ihr Einzugsgebiet - 9.500 Mitarbeiter:innen sind hier beschäftigt, um die Gesundheit von jährlich über 50.000 stationär sowie insgesamt 300.000 ambulant behandelten Patient:innen zu gewährleisten. Unter dem Dach des UKD gibt es 60 Kliniken und Institute, die für internationale Spitzenleistungen im medizinischen Sektor stehen. „Am UKD entsteht so die Medizin von morgen. Jeden Tag“, erklärt Tobias Pott, beim UKD zuständig für die Pressearbeit.Es gäbe nicht nur national mehrere Bereiche, in denen das UKD besonders herausragt. „Unsere Kardiologie und Herzchirurgie sind auch international führende Kliniken. In Verbindung mit der Neurologie, der Neurochirurgie, der Gefäßmedizin und der Diabetologie gibt es am UKD vor allem einen interdisziplinären Ansatz, der in dieser Form selten ist“, so Tobias Pott. Aktuell plant man einen neuen Forschungsbau: das „Translational science building for cardiovascular research in Diabetes“ (CARDDIAB). Hintergrund ist, dass die meisten Menschen mit Diabetes an den Folgen von Herz-Kreislauferkrankungen sterben und mehr als 50 Prozent aller Patient:innen mit akutem Herzinfarkt bereits vorher an Störungen im Glukosestoffwechsel leiden oder anschließend Diabetes entwickeln.


„Unsere Kardiologie und Herzchirurgie sind auch international führende Kliniken.“ 


Auch in der Krebsmedizin setzt das UKD auf Teamarbeit. Mit dem „Centrum für Integrierte Onkologie – Aachen, Bonn, Köln, Düsseldorf“ ist es Mitglied des ersten Krebszentrums in Deutschland, unter dessen Dach sich vier Unikliniken auf gemeinsame Behandlungsstandards und Forschungsziele geeinigt haben. „In der Corona-Pandemie hat sich zudem noch einmal die hohe Bedeutung unserer Gastroenterologie/Infektiologie und der Virologie gezeigt, die ganz wesentlich zur Forschung über COVID-19 beigetragen haben“, so Tobias Pott. Ein Beispiel ist eine Pilotstudie, die Wissenschaftler der Heinrich-Heine-Universität und des UKD in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt der Stadt Düsseldorf zu Übertragungswegen des Coronavirus durch Echtzeit-Sequenzierung durchführen: Alle neuen Infektionen werden dabei innerhalb von 48 Stunden im Zentrum für Medizinische Mikrobiologie, Krankenhaushygiene und Virologie der HHU sequenziert und die Daten dem Gesundheitsamt zur Verfügung gestellt.


„In der Corona-Pandemie hat sich zudem noch einmal die hohe Bedeutung unserer Gastroenterologie / Infektologie und der Virologie gezeigt.“

Um moderne Medizin optimal umsetzen zu können, legt das UKD einen Fokus auf Digitalisierung. Seit Anfang Mai entsteht der europaweit erste 5G-Medizincampus. Gefördert wird das Schlüsselprojekt von der NRW-Landesregierung. „Giga for Health“ baut das Datennetz so auf, dass das UKD bald auf die schnellste Datenübertragungstechnik für medizinische Anwendungen in der Krankenversorgung, Forschung und Lehre zugreifen kann und damit als Impulsgeber für andere Kliniken in NRW gilt. Schnelle und digitale Technik kann Leben retten: Die sogenannten Monitoring-Patches, mit denen man in der Notfallmedizin ein Technik-Pflaster auf die Haut der Patient:innen klebt, kann selbständig und in Echtzeit ihre Vitalwerte über das 5G-Netz an eine zen-trale Patientenüberwachungseinheit senden. Auch in der computerassistierten Tumorchirurgie ist eine schnelle Datenübertragung ein Game Changer: Bei einer sog. „Mixed Reality“ können hochkomplexe 3D-Strukturen des Gehirns vom Computer virtuell in den Raum projiziert werden und Operateure sich damit besser orientieren. 

In einem Hybrid OP können hochkomplexe Eingriffe an Gefäßen und Tumoren durchgeführt werden. Dabei hat der Operateur ständig ein 3D-Bild des Körperinneren vor Augen. 

Die interdisziplinäre Arbeit der insgesamt 60 Kliniken und Institute sowie der enge Austausch mit der HHU trägt maßgeblich zu den Forschungserfolgen des UKD bei.

Auch das Digital Health Lab setzt auf das volle Potenzial der Digitalisierung in der Medizin. In der Klinik für Herzchirurgie arbeitet es an der Schnittstelle zur Forschung. Der Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung der Ausbildung von Ärzt:innen, ihrer Unterstützung bei Diagnose, Behandlung und Patientenversorgung sowie der Kommunikation mit Patient:innen. Dabei setzt das Digital Health Lab Düsseldorf Technologien wie Mixed und Virtual Reality, 3D Visualisierungen und Methoden der KI ein. „Wenn künftig Medizinstudierende etwas über das Herz lernen, können sie bspw. mit den hier erforschten Anwendungen per VR-Brille in das Organ hineinsehen. Oder der Operateur am OP-Tisch sieht zusätzliche Informationen zum Operationsgebiet live in seiner Mixed-Reality-Brille“, erklärt Tobias Pott. Das UKD war eins der ersten Krankenhäuser in Deutschland, das im Februar 2020 Covid-19-Patienten behandelte. Auch heute noch bestimmt das Virus hier in vielen Bereichen den Alltag. Dementsprechend gibt es in einigen Disziplinen Forschungsprojekte und Publikationen mit Bezug zur Pandemie. Spannend sind die SERODUS-Studien des Instituts für Virologie zu Covid-19-Antikörpern bei jungen Düsseldorfer:innen sowie Mitarbeiter:innen der Feuerwehr und von Rettungsdiensten. Die Ergebnisse bestätigen eine Dunkelziffer, die die Bedeutung gezielter Schutz- und Teststrategien stützt. Vielbeachtet sind auch die Forschungen des Instituts für Medizinische Soziologie, in denen es z. B. um das Infektionsrisiko von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen geht: Langzeitarbeitslose Menschen müssen demnach häufiger mit einer Corona-Infektion im Krankenhaus behandelt werden. 

Um moderne Medizin optimal umsetzen zu können, legt das UKD einen Fokus auf Digitalisierung. Seit Anfang Mai entsteht der europaweit erste 5G-Medizincampus.

Hinzu kommen übergreifende Forschungsprojekte zu Covid-19 wie im Netzwerk VIRAL: Die Virus-Allianz NRW VIRAL koordiniert in seiner Geschäftsstelle am UKD die Virologien an sechs Universitäten in NRW und vernetzt ihre Forschungen zu SARS-CoV2 in verschiedenen Bereichen. Finanziert wird das Ganze vom Land NRW. Dass innovative Forschungsprojekte entstehen können, hängt nicht zuletzt vom Nachwuchs ab. Diesen zu finden und zu fördern, hat sich Startup4Med auf die Fahnen geschrieben. Innerhalb des Projekts bekommen junge Unternehmer und Start-up-Teams aus der Universitätsmedizin Düsseldorf Unterstützung von Coaches, die sie z. B. bei grundlegenden Fragestellungen und Herausforderungen auf dem Weg zur Existenzgründung begleiten. Das Projekt Startup4MED wird im Rahmen des EXIST-Programms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert, das Gründungen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie wissenschaftliche Start-ups unterstützt. Beste Voraussetzungen, dass das UKD auch künftig für Medizin von morgen steht! •

www.uniklinik-duesseldorf.de


Words: Katja Vaders
Pictures: UKD