Social entrepreneurs

Sozialunternehmen (Social Businesses) wollen Probleme lösen und Wirtschaft neu denken; ihren Erfolg nicht an finanzieller Rendite messen,
sondern am Nutzen für das Gemeinwohl. 

Gründungsteam The Colony

Gründungsteam The Colony

Die Zeiten sind vorbei, als Social Entrepreneurs wie Johannes Lübbers, promovierter Ökonom, Physiker und Nachhaltigkeitsstratege, in die sozialromantische Spinner-Ecke abgeschoben wurden. Der 33-Jährige ist, neben Christoph Seckler (Finanzen und Personal) sowie Dr. theol. Karsten Bredemeier (Seelsorge, Kommunikation und strategische Partnerschaften) einer der Gründer von TopBetreuung GmbH. „Wir haben diese digitale Plattform gegründet, um mit Hilfe unserer „Alltagsbegleiter“ Pflegebedürftige und ihre Angehörigen im Alltag optimal zu unterstützen“, sagt Dr. Lübbers und sieht sein Unternehmen als Schnittstelle zwischen Betreuungsangeboten und Pflegekassen. 

Ziel ist es, dass die Klienten so lange wie möglich selbstbestimmt im eigenen Zuhause leben können.

Der Bedarf sei groß und habe sich durch die Covid-19-Pandemie verschärft. Ziel der maßgeschneiderten Dienstleistung – vom gemeinsamen Einkaufen und Unterstützung bei der Hauswirtschaft bis zum Vorlesen, soziale Aktivitäten oder gemeinsamen Bewegungsübungen – sei es, dass die Klienten (mehrheitlich 70 Jahre und älter) so lange wie möglich selbstbestimmt im eigenen Zuhause leben können. Der von der Stadt Düsseldorf zertifizierte und NRW-anerkannte Betreuungsdienst übernimmt unter anderem die direkte Beantragung und Abrechnungen der Leistungen bei den Pflegekassen ihrer Klienten. Die Zahl der Mitarbeiter wächst wöchentlich, seit Juli gibt es neben Düsseldorf den Standort Köln. „In den nächsten Monaten sind Expansionen nach Bonn und ins Ruhrgebiet geplant. Bis Ende 2020 wollen wir in den schwarzen Zahlen sein“, erklärt der Geschäftsführer. Selbst wenn hohe Profite für Shareholder nicht oberstes Ziel sind, handeln Start-ups nicht karitativ. Mit Businessplan und Marktanalyse gilt es sozial und nachhaltig zu handeln, dabei wirtschaftlich profitabel zu sein. 

Unternehmen und ihre Mitarbeiter für Umweltschutz sensibilisieren

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Als ein Umweltschutzunternehmen, das sich über Spenden, Vortragshonorare und Kooperationen finanziert, versteht sich Blockblocks Rhein Cleanup, eine Initiative der Düsseldorferin Victoria Blocksdorf. Die Frau macht sauber und hat es sich seit 2018 zur Aufgabe gemacht, in ihrer Stadt gegen Müll vorzugehen. Die Gruppe „Blockblocks Rhein Cleanup“ ist jeden Monat am Rheinufer unterwegs, um mit Sammelaktionen zu verhindern, dass Müll in den Rhein und womöglich in die Meere gelangt. Ihren Job als Grafik-Designerin hat die Gründerin an den Nagel gehängt, klärt stattdessen über das Problem Plastikmüll auf, bietet Unternehmen, die ein Zeichen für Nachhaltigkeit setzen und ihre Mitarbeiter für Umweltschutz sensibilisieren wollen, Corporate Cleanups an, idealerweise mit einem vorangehenden Vortrag. Um im Alltag die Suche nach plastikfreien Alternativen zu erleichtern, gibt es zudem einen „Plastikfrei Pocketguide“. Im neu bezogenen Büro auf dem Areal Böhler entsteht ein besonderes Archiv: Uralte Müllfunde werden dort zu Relikten einer vergangenen Zeit. Bei Messen, Workshops oder in Schulen sollen sie zeigen, dass Plastik wie Pillendosen aus den 30ern, Salben aus dem Krieg und Spülmittelflaschen aus den 60ern in der Natur nicht einfach verschwinden.

Um all diesen alternativen Wirtschaftsmodellen politisch mehr Einfluss und Förderung zu verschaffen, wurde das Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland, kurz SEND e.V., gegründet. Gemeinsam mit diesem Förderverein (auch Mitglied beim Bundesverband Deutsche Startups) und dem Startplatz Düsseldorf war die städtische Wirtschaftsförderung in diesem Jahr Gastgeber der Rheinland Pitch Social Impact Spezial. Überzeugen konnte unter den Finalisten „The Colony“ aus Unterbilk mit dem Konzept für ökologische Wohnräume. 

„Wir versuchen das Beste aus einer dörflichen Gemeinschaft in die Städte zu transportieren“

Das Team um Gründer Max Salamon sucht jede Art von städtischen Flächen – Parkplätze, Flachdächer, Baulücken oder Grundstücke zur Zwischennutzung – die für das klassische Bebauen eher uninteressant sind. Dort sollen für die Mitglieder – die Colonisten – Modul-Mini-Häuser entstehen. „Wir, von The Colony, versuchen das Beste aus einer dörflichen Gemeinschaft in die Städte zu transportieren“, heißt es. Dabei wollen sie mehr als eine „romantische Kommune“ sein: „Wir sind ein lokales Netzwerk und eine digitale Plattform für alle Bereiche des täglichen Lebens“, so der Gründer. Eben eine moderne, innerstädtische Lebensgemein- und Nachbarschaft, die die Welt ein bisschen besser macht. •

www.topbetreuung.de
www.blockblocks.de
www.send-ev.de
www.jointhecolony.squarespace.com

Düsseldorfer Konzerne und ihr soziales Engagement

Bei Henkel können im Rahmen des Programms „Miteinander im Team“ (MIT) Angestellte Geld- und Sachspenden sowie bis zu fünf Tage bezahlte Freistellung jährlich für ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten beantragen. Sie bauen Brücken in Vietnam, bringen Kindern Fußball bei oder arbeiten in einem Waisenhaus in Uganda.

www.henkel.de/nachhaltigkeit

Seit 2010 bietet L’Oréal seinen Mitarbeitern jedes Jahr weltweit an, sich an einem Arbeitstag ehrenamtlich zu engagieren. Beim sogenannten „Citizen Day“ werden zum Beispiel Naturschutzgebiete von Abfall gereinigt, Wellness-Workshops für Menschen in schwierigen Lebenssituationen veranstaltet oder Zentren für Senioren oder sozial Benachteiligte neu angestrichen. 

www.loreal.de/nachhaltigkeiT

Mit einem Sabbatical-Angebot unterstützt seit 2007 Vodafone seine Mitarbeiter, wenn sie für drei Monate einen humanitären Einsatz leisten wollen. Das kann im Ausland sein, wie auf einer Kinderstation in Afrika oder beim Brunnenbau in Indien. Es kann aber auch eine soziale Einrichtung in Deutschland sein. 

www.vodafone.de/unternehmen


Words: Dagmar Haas-Pilwat
Pictures: PR