Sustainable ReStart

Die Corona-Krise zeigt: Unser Planet ist zerbrechlich. Mehr denn je kommt es auf eine nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweise an.
In Düsseldorf hat sich diese längst als wichtiger Standortfaktor etabliert.

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Was hat die COVID-19-Pandemie mit fehlender Nachhaltigkeit zu tun? Bei genauer Betrachtung sehr viel! Der US-Wissenschaftsjournalist David Quammen macht das beispielsweise in seinem Buch „Spillover: Der tierische Ursprung weltweiter Seuchen“ deutlich. Demnach kamen viele lebensbedrohliche Infektionskrankheiten wie COVID-19, Ebola, SARS oder AIDS durch den sogenannten „Spillover-Effekt“ zustande: Die Erreger sprangen vom Tier auf den Menschen über. Warum? Tierarten – und damit Wirte dieser Erreger – sterben zunehmend aus, der natürliche Lebensraum wird kleiner, Tier und Mensch kommen häufiger miteinander in Kontakt. Wenn man so will, spiegelt Corona also auch wieder, was viele Menschen eigentlich schon sehr genau wissen: Die Ressourcen sowie Resilienz unseres Planeten sind begrenzt und unsere globalisierte, vernetzte Welt ist ziemlich zerbrechlich.

„Eine Wirtschaftsweise, die in einer begrenzten Welt mit endlichen Ressourcenauf stetes Wachstum setzt,
ist nicht nachhaltig.“

„Eine Wirtschaftsweise, die in einer begrenzten Welt mit endlichen Ressourcen auf stetes Wachstum setzt, ist nicht nachhaltig. Es gilt neu zu verhandeln, was den Wohlstand der Menschen übermorgen ausmacht.“ Das schreibt passend dazu Maja Göpel, Generalsekretärin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU), Nachhaltigkeitswissenschaftlerin und Politökonomin, in ihrem noch vor Corona 2020 erschienenen Buch „Unsere Welt neu denken.“ Nachhaltigkeit bedeutet viel mehr als Umwelt- und Artenschutz: Es geht um einen ganzheitlichen Ansatz, der versucht ökologische, soziale und wirtschaftliche Ziele sinnvoll und ausgewogen miteinander in Einklang zu bringen, damit zukünftige Generationen auch noch eine lebenswerte Zukunft haben. Wie umfassend dieses komplexe Konstrukt ist, zeigen allein die 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN (Sustainable Development Goals, SDGs, siehe Kasten nächste Seite). 

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Auch auf kommunaler Ebene geht es darum, diese UN-Ziele umzusetzen. Besonders ehrgeizig ist man zum Beispiel in Skandinavien: Kopenhagen etwa will bereits bis 2025 die weltweit erste CO2-neutrale Hauptstadt werden. Dazu trägt unter anderem bei, dass mehr als die Hälfte der Einwohner dank eines vorbildlichen Radwegnetzes per Rad unterwegs sind; Stockholm will bis 2030 seinen kompletten Strom von erneuerbaren Energien gedeckt wissen; Und Oslo hat einen E-Fahrzeuganteil von fast 50 Prozent – vollelektrische Autos müssen zudem keine Maut zahlen. Auch Düsseldorf ist auf einem guten Weg: Bereits 1996 gegründet wurde die Lokale Agenda 21, in der die Bürger kreativ mit der Verwaltung zahlreiche Nachhaltigkeits-Projekte und Aktionen in der Stadt entwickelt und umgesetzt haben. Sie ist ein kommunaler Ableger der Agenda 21 – jenem Handlungsprogramm, das 1992 auf dem UN-Gipfel in Rio beschlossen wurde. Eine Weiterentwicklung davon ist die 2015 verabschiedete Agenda 2030, aus der die 17 besagten Nachhaltigkeitsziele hervorgehen. „Nachhaltigkeit hat sich in den letzten Jahren immer mehr zu einem wichtigen Standortfaktor etabliert. Ansiedlungen, wie z.B. der EUREF-Campus – wo sich Unternehmen, Wissenschaft und Politik zusammenschließen, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten – unterstützen wir daher sehr,“ so Theresa Winkels, Leiterin Wirtschaftsförderungsamt.

Um den Nachhaltigkeitsprozess in Düsseldorf noch besser zu koordinieren, wurde Ende 2019 eigens eine Geschäftsstelle Nachhaltigkeit im Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz gegründet. Ursula Keller und ihr Team haben hier eine wahre Querschnittsaufgabe: „Wir bringen eigene Ideen ein, vernetzen Akteure in Verwaltung und Zivilgesellschaft, um gemeinsam nachhaltige Lösungen für Düsseldorf auf den Weg zu bringen“, so Keller. Gemäß Ratsbeschluss sind bei dem Thema alle Ämter involviert: von den Bereichen Bauen, Stadt- und Mobilitätsplanung über das Sozialamt und Kultur bis hin zum Wirtschaftsförderungsamt. Bewährtes Projekt der Ämter für Umwelt und Wirtschaftsförderung für die Düsseldorfer Wirtschaft ist zum Beispiel „Ökoprofit“: Mit dem Umweltmanagement-Programm können Betriebe dabei unterstützt werden, ihre Kosten zu senken, Ressourceneffizienz zu erhöhen und die Umwelt zu schützen. 


„Die aktuelle Situation zeigt, dass Menschen weltweit in sehr kurzer Zeit ihr Handeln verändern können.“


Was nötig ist, damit noch mehr Menschen in Düsseldorf nachhaltiger denken und handeln? „Das hat ganz viel mit positivem Erleben zu tun, denn eine nachhaltige(re) Stadt ist ein Gewinn für den Alltag bei uns und weltweit. Um dahin zu kommen bedarf es in meinen Augen einer Kombination aus klaren Vorgaben und Menschen, die freiwillig positiv vorangehen und Vorbilder sind“, sagt Ursula Keller. Die angesprochenen Erlebniswelten eröffnet zum Beispiel das Düsseldorfer Netzwerk Bildung für nachhaltige Entwicklung: In den teilnehmenden Schulen kommen schon junge Menschen in Kontakt mit dem Thema und erleben, wie man vom Wissen ins nachhaltige Handeln kommt. Die COVID-19-Pandemie sieht Ursula Keller in diesem Zusammenhang übrigens auch als Chance: „Die aktuelle Situation zeigt, dass Menschen weltweit in sehr kurzer Zeit ihr Handeln verändern können. Diesen Schwung sollten wir nutzen für den Weg in eine nachhaltigere Zukunft.“ • 

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Helpful sustainability links 

www.duesseldorf.de/nachhaltigkeit
www.duesseldorf.de/agenda21/agenda2030

Hier finden sich z. B.

• ein „Terminkalender“ mit Veranstaltungen, Aktionen, Ausstellungen, online-Angeboten rund um das Thema Nachhaltigkeit sowie Insider-Tipps und große Events in Kultureinrichtungen und Event-Locations 
• eine Mitmachkarte für die Zivilgesellschaft mit Übersicht über engagierte Initiativen und Organisationen in der Stadt
• Informationen und Links zur Agenda 2030 und zum Thema Nachhaltigkeit 

Ausgewählte Nachhaltigkeitsprojekte

Fairer Handel 
Mit dem Kauf fair gehandelter Produkte unterstützen Verbraucher Produzenten in Afrika, Asien und Lateinamerika und machen Politik mit dem Einkaufskorb. Als ausgezeichnete Fairtrade-Town ist Düsseldorf auf sämtlichen Ebenen vorbildlich dabei. Ein Online-Stadtplan zeigt u.a., wo man fairtrade kaufen kann. 
www.duesseldorf.de/agenda21/fairtradetown

Essbare Stadt 
Damit gemeint sind unterschiedliche Ideen, Nutzpflanzen als Grün in die Stadt zu bringen. Urbanes Grün erhält so auch ökologische und ökonomische Funktionen. Die Vorteile: lange Transportwege, Emissionen und Verpackungsmüll werden vermieden bzw. reduziert, die Wertschätzung für eigene Lebensmittel steigt.
www.duesseldorf.de/agenda21/aktuelles/essbare-stadt.html

Nachhaltiger Konsum
In Düsseldorf kann man z. B. unverpackt und/oder fair einkaufen; Dinge reparieren, weiter nutzen oder verschenken; tauschen/teilen/solidarisch wirtschaften; vegan/vegetarisch genießen. 
www.duesseldorf.de/agenda21/nachhaltiger-konsumieren


Words: Tom Corrinth 
Pictures: PR