ASIA CONNECT
Düsseldorf ist einer der wichtigsten europäischen Knotenpunkte für Asiengeschäfte. Historisch begann die enge Verbindung mit Japan in den 1950er-Jahren, später folgten China, Korea und zuletzt Indien als dynamischer Wachstumsmarkt. Heute ist die Stadt Drehscheibe für internationale Unternehmen, ein Ankerpunkt für Fachkräfte und ein Treffpunkt der Kulturen – vom Japan-Tag bis zum indischen Cricket.
Japan – Tradition trifft Innovation
Akio Ryomoto, Präsident der Japanischen Industrie- und Handelskammer (JIHK)
Wer über die Immermannstraße schlendert, spürt sofort: In Düsseldorf ist Japan nur einen Schritt entfernt. Little Tokyo, der Japan-Tag und die Anime-Convention Dokomi sind kulturelle Leuchttürme einer der größten japanischen Communities Europas – rund 8.400 Japanerinnen und Japaner leben hier. Dahinter steht eine wirtschaftliche Präsenz, die seit Jahrzehnten tief verwurzelt ist. Großunternehmen wie Mitsubishi Electric und Canon steuern bereits seit den 1970er Jahren von Düsseldorf aus ihre Geschäfte in Deutschland, der Baumaschinenhersteller Komatsu erweitert hier sein Gelände und die japanischen Großbanken MUFG und Sumitomo Mitsui Banking Corporation haben hier ihre deutschen Niederlassungen. Hinzu kommen mittelständische Firmen, die Forschung, Entwicklung und Vertrieb aus der Landeshauptstadt heraus betreiben. Düsseldorf gilt als Zentrum der japanischen Wirtschaft in Deutschland. „In den letzten Jahren haben immer mehr japanische Start-ups die Stadt auf der Suche nach Geschäftsmöglichkeiten besucht, und große Unternehmen investieren gezielt in die Stärkung der Stadt als Innovationsstandort“, sagt Kazuyoshi
Sugano, Direktor von JETRO Düsseldorf, dem japanischen Außenhandelsförderungs- und Investitionszentrum. Der Wirtschaftstag Japan sei „eine einzigartige Plattform, wie es sie nur in Düsseldorf gibt“. Akio Ryomoto, Präsident der Japanischen Industrie- und Handelskammer (JIHK), erinnert daran, dass Düsseldorf schon bei der Kammergründung 1966 ein wichtiger Standort war. „Heute leiten einige Firmen von hier aus ihr gesamtes Europageschäft – teilweise sogar Aktivitäten im Nahen Osten und in Teilen Afrikas.“ Nachhaltigkeit, Digitalisierung und erneuerbare Energien hätten an Gewicht gewonnen. „Wir sehen, dass sich Mitgliedsunternehmen intensiv mit Wasserstoff, Windkraft und CO₂-Reduktion beschäftigen – und damit auch die Klimaziele von Stadt und Land unterstützen.“ Beide betonen die enge Vernetzung innerhalb der japanischen Community – von der Japanischen Internationalen Schule bis zum Japanischen Club – sowie die gute Infrastruktur und das Verständnis der Behörden als klare Standortvorteile.
Quanxin Wang - General Manager of Xiaomi Western Europe
China – Vielfalt mit Zukunftspotenzial
Rund 700 Unternehmen aus „Greater China“ sind in Düsseldorf aktiv – von globalen Konzernen bis zu innovationsgetriebenen Mittelständlern. Die Branchen reichen von Telekommunikation und Netzwerktechnik (Huawei, ZTE) über Unterhaltungselektronik (Xiaomi) bis zu Finanzdienstleistungen (Bank of China, ICBC) sowie Energielösungen und industrielle Fertigung.
Gemeinsam beschäftigen sie mehrere tausend Mitarbeitende in der Region. „Unsere Filiale ist fest in dieser wirtschaftlichen Schlüsselregion verankert und fungiert als Brücke für chinesische Investitionen nach Deutschland – ebenso wie für deutsche Unternehmen beim Markteintritt in Asien“, betont Li Zhi, Leiter der Düsseldorfer Niederlassung der Bank of China, die seit nunmehr 15 Jahren am Standort agiert. Investitionen konzentrieren sich auf intelligente Fertigung, grüne Energien und digitale Wirtschaft. „Düsseldorf liegt in einer wirtschaftlich entwickelten und stark industrialisierten Region – das verschafft uns Zugang zu einem effizienten europäischen Netzwerk“, sagt Quanxin Wang,
General Manager Western Europe bei Xiaomi. Die Stadt bietet dem Technologiekonzern nicht nur logistische Vorteile, sondern auch Zugang zu Fachkräften und Forschung. Institutionelle Netzwerke wie das China-Kompetenzzentrum Düsseldorf –
getragen von IHK, Stadt und Messe – unterstützen in Muttersprache, von Standortsuche bis Behördenfragen. Langjährige Partnerschaften mit Chongqing und den Provinzen Jiangsu und Sichuan vertiefen die Beziehungen. Für Li Zhi ist die enge Kooperation mit Akteuren wie NRW.Global Business „eine zentrale Stütze, um den Wandel vom bloßen Beobachter zum aktiven Mitgestalter voranzutreiben“.
„Düsseldorf liegt in einer wirtschaftlich entwickelten und stark industrialisierten Region – das verschafft uns Zugang zu einem effizienten europäischen Netzwerk“
Showroom der Techno Design GmbH in Düsseldorf – spezialisiert auf modernes Fashion-Design, Produktentwicklung und nachhaltige Markenlösungen.
Indien – Cricket und Coding
Indien zählt zu den am schnellsten wachsenden Märkten der Welt. Rund 40 indische Unternehmen, darunter Global Player wie Tata Consultancy Services, Infosys, Wipro oder Tech Mahindra – allesamt Schwergewichte der indischen IT- und Technologiebranche – haben hier ihren Sitz. 7.000 Inderinnen und Inder leben in der Stadt – und pflegen neben geschäftlichen auch sportliche Traditionen: Der Düsseldorfer Cricket Club ist der älteste in Deutschland. Mit dem 2025 eröffneten Indien-Kompetenzzentrum Düssel-
dorf (IKD) bündeln IHK, Stadt und Messe Düsseldorf ihre Kräfte zu einer zentralen Anlaufstelle für alle wirtschaftlichen Aktivitäten zwischen Düsseldorf und Indien. „Unser Ziel ist es, Unternehmen beider Seiten zielgerichtet zu begleiten – beim Markteintritt, bei Partner- und Netzwerkkontakten, bei regulatorischen Fragen oder beim Standortaufbau“, erklärt Projektleiter
Eröffneten gemeinsam das Indien-Kompetenzzentrum Düsseldorf: IHK-Präsident Andreas Schmitz Wolfram Diener, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Düsseldorf und Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller.
erdinand Schlechta. Die Kooperation mit dem Bundesstaat Karnataka – bekannt als „Silicon Valley Indiens“ – setzt Schwerpunkte bei Industrie 4.0, Digital Health und Fachkräftegewinnung. Erfolgsgeschichten zeigen den Mehrwert: Rajive Ranjan, Geschäftsführer der Techno Design GmbH, hebt Düsseldorfs strategische Lage und Branchenvielfalt hervor: „Für indische Unternehmen – insbesondere in Mode, Engineering und IT – ist Düsseldorf der ideale Ausgangspunkt, um Europa effizient zu bedienen.“ Marina Billinger, Gründerin der
Leroma GmbH, einem digitalen Marktplatz für Lebensmittelrohstoffe, baute über eine Delegationsreise Kontakte zu einem Verband in Bangalore auf, der 5.000 Agrarbetriebe vertritt – eine Kooperation, die aus Deutschland heraus kaum möglich gewesen wäre. Auch Messen sind Türöffner: 16 Veranstaltungen der Messe Düsseldorf finden in Indien statt. In zehn Jahren reisten über 129.000 indische Fachbesucher und mehr als 3.600 Aussteller an den Rhein – Indien ist damit die drittgrößte außereuropäische Besuchernation der Düsseldorfer Leitmessen.
Korea – Hype um Hightech
Korea ist der jüngste Neuzugang unter den asiatischen Wirtschaftssäulen Düsseldorfs. 72 größere koreanische Unternehmen sind im IHK-Bezirk ansässig, ein Drittel in der Stadt selbst. Unter ihnen: Doosan Robotics Europe (Hersteller kollaborativer Industrieroboter), HD Hyundai Europe R&D (Forschungs- und Entwicklungszentrum), MedTech-Spezialist Seegene, LED-Anbieter Giga Tera EU und KI-Datenplattform Aimmo. Gemeinsam bilden sie ein wachsendes Ökosystem für Hightech-Innovationen. Die IHK betreibt mit der Deutsch-Koreanischen Handelskammer einen „Korea Desk“. Seit 2024 ergänzt die städtische Wirtschaftsförderung dies durch einen eigenen Desk, vernetzt mit dem Verein KEEN NRW e. V. Delegationsreisen nach Seoul, GreenTech-Präsentationen und Messeauftritte auf der NextRise in Seoul zeigen den Willen, koreanische Investitionen gezielt zu fördern. Die IHK sieht Potenzial in KI, GreenTech und MedTech – Felder, in denen Düsseldorfs Clusterstruktur ideale Anknüpfungspunkte bietet. Innovationskraft und Netzwerk sollen den Standort für koreanisches Engagement festigen. Ob japanische Bank, chinesisches Tech-Unternehmen, koreanischer Robotik-Hersteller oder indisches Start-up – sie alle finden in Düsseldorf Infrastruktur, Netzwerke und kulturelle Offenheit, um erfolgreich in Europa zu agieren. Die Stadt verbindet historische Beziehungen mit neuen Wachstumsfeldern, stärkt internationale Partnerschaften und positioniert sich als Knotenpunkt für Zukunftsmärkte. •
„Für indische Unternehmen – insbesondere in Mode, Engineering und IT – ist Düsseldorf der ideale Ausgangspunkt, um Europa effizient zu bedienen.“
Text: Karolina Landowski
Pictures: JIHK, Techno Design, Xiaomi, Melanie Zanin