STRONG PARTNERS
Auch in politisch bewegten Zeiten ist die Verbundenheit von Nordrhein-Westfalen mit den USA groß. Im Zentrum stehen dabei die diplomatischen Beziehungen sowie die wirtschaftliche Zusammenarbeit der beiden Länder.
Die guten Beziehungen von Nordrhein-Westfalen mit den USA lassen sich in Zahlen ausdrücken: Mehr als 1.700 US-Unternehmen sind aktiv in NRW, zudem gibt es 33 Städte- und 98 Schulpartnerschaften sowie 290 Hochschulkooperationen. Allein im Kammerbezirk der IHK Düsseldorf sitzen 412 US-amerikanische Unternehmen, darunter namhafte Global Player wie dem Post-It-Entwickler 3M, Cargill, Anbieter für Lebensmittel und Industrieprodukte), die Fastfood-Kette KFC German Branch, das Pharmaunternehmen Johnson & Johnson, aber auch der TV-Shoppingkanal QVC, Dynavax (Biotechnologie), Logistikdienstleister UPS oder Rockwell Automation, Hersteller von Automatisierungs- und Informationslösungen. Ein weiteres US-Unternehmen, das einen deutschen Firmensitz in Düsseldorf hat, ist Boston Scientific. Als weltweit führender Anbieter von Medizintechnik beschäftigt das Unternehmen hierzulande rund 600 Mitarbeiter:innen. „Boston Scientific ist bereits seit 25 Jahren in Deutschland vertreten und hat in Düsseldorf seit März 2022 im Smart Office in der Düsseldorf Airport City einen Standort“, so Tobias Ludewigt, Country Manager für Deutschland. Warum hat sich das Unternehmen für einen Sitz in der Landeshauptstadt entschieden? „Dank der Nähe zum Flughafen ist das Office sowohl für unser Team als auch für Kund:innen gut zu erreichen. Als einer der wichtigsten Märkte in Europa hat Boston Scientific in Düsseldorf auch in das Institute for Advancing Science (IAS) investiert, ein modernes Trainings- und Ausbildungszentrum, in dem nationale und internationale medizinische Fachkräfte für den sicheren Einsatz unserer Produkte und die dazugehörigen Therapien vorbereitet und ausgebildet werden“, erklärt Tobias Ludewigt.
Das Unternehmen reagiert damit auf den Fachkräftemangel wie auf den demographischen Wandel, der aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung für ein höheres Patient:innenaufkommen in Deutschland sorgt, mit einem modernen Trainings-Hub für Ärzt:innen und medizinisches Personal zahlreicher Fachrichtungen. Auch das US-Generalkonsulat ist in Düsseldorf ansässig und wichtiger Partner des Landes NRW für einen bilateralen Dialog. Im August 2024 trat Preeti V. Shah als neue Generalkonsulin in der Landeshauptstadt ihr Amt an. Geprägt werden die deutsch-amerikanischen Beziehungen beispielsweise über zahlreiche Austauschprogramme; dementsprechend gut sind die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland vor Ort. Unterstützt werden sie durch die Arbeit des Foreign Commercial Service (FCS), der im US-Generalkonsulat in Düsseldorf ansässig ist und die kommerziellen Interessen der Vereinigten Staaten im Ausland vertritt. Dies umfasst die Unterstützung amerikanischer Unternehmen beim Eintritt in den deutschen Markt oder bei deren Erweiterung sowie die Hilfe für deutsche Unternehmen bei der Suche nach amerikanischen Geschäftspartnern und Investitionsmöglichkeiten in den USA. Der FCS arbeitet dazu eng mit vielen Partnern wie der IHK zusammen. Die Kooperation mit dem US-Generalkonsulat schätzt Andreas Schmitz, Präsident der IHK Düsseldorf, als sehr positiv ein. „Die Generalkonsulin setzt sich für bilateralen Austausch auf vielen Ebenen ein. Für uns ist ein US-Generalkonsulat in NRW unverzichtbar“, erklärt er. Aber auch die IHK engagiert sich für ein gutes Netzwerk der regionalen Wirtschaft mit internationalen Unternehmen. „Die USA sind für die Mitgliedsunternehmen der wichtigste Markt außerhalb der EU. Deshalb bietet die IHK ihren Mitgliedsunternehmen Wissen, Netzwerk und Beratung zu wirtschaftlichen Themen rund um den US-Markt“, so Andreas Schmitz. Ein Vorteil sei dabei die enge Zusammenarbeit mit den deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) in den USA. Da viele US-Unternehmen schon lange am Standort Düsseldorf tätig sind, bilden sie aus, sind in IHK-Ausschüssen und Arbeitskreisen und gestalten aktiv die lokale Wirtschaft mit. Die IHK versteht sich hierbei als Teil eines starken Netzwerks aus US-Generalkonsulat mit dem Commercial Service, der Wirtschaftsförderung Düsseldorf, NRW.Global Business und NRW.Bank. Warum entscheiden sich so viele US-Unternehmen ausgerechnet für Düsseldorf und die Region für einen Firmensitz?
Andreas Schmitz, Präsident der IHK Düsseldorf, schätzt die guten Beziehungen zum US-Generalkonsulat in Düsseldorf und hält es für unverzichtbar in NRW.
„Entscheidende Kriterien für die Standortwahl sind die gute Erreichbarkeit kaufkräftiger Absatzmärkte in NRW, Deutschland und in den europäischen Nachbarländern. Hinzu kommt eine dichte, allerdings optimierbare Verkehrsinfrastruktur, die Nähe zu unseren starken Hochschulen und Forschungseinrichtungen, ein attraktiver Arbeitsmarkt sowie die Verfügbarkeit von Fachkräften“, ist sich Andreas Schmitz sicher. Hinzu käme, dass Düssel- dorf in Städterankings immer wieder eine Top-Plazierungen einnähme, was die Stadt attraktiv für viele Expats mache. Und das, obwohl die Verbindung zwischen den USA und Düsseldorf seit Corona eingeschränkt ist, da alle Direktflüge immer noch ausgesetzt sind - ein Problem, das aber offenbar angegangen wird „Es laufen Gespräche mit verschiedenen Airlines, um diese perspektivisch wieder anbieten zu können“, erklärt er. „Die USA sind einer der wichtigsten Märkte für unsere auslandsaktiven Unternehmen. Ganz wichtig ist jedoch, dass sie weltweit der wichtigste Investitionsstandort für die NRW-Wirtschaft sind.“
Preeti V. Shah ist die neue U.S. Generalkonsulin in Düsseldorf. Sie ist seit 2004 im diplomatischen Dienst der USA und war zuvor u.a. in Afghanistan stationiert.
Dennoch macht sich der Regierungswechsel in Washington bemerkbar. „Es ist vor allem eines spürbar geworden: die deutlich gewachsene Unsicherheit im transatlantischen Handel. Die zeigt sich auch in den prognostizierten Wachstumsraten“, so Andreas Schmitz. Das Geschäft laufe trotzdem weiter, und zwar gar nicht schlecht. Viele Unternehmen hierzulande profitierten von langjährigen Kundenbeziehungen, die auch in turbulenten Zeiten Bestand haben. „Und: Ihre Produkte sind oft so spezialisiert, dass sie sich nicht einfach durch andere Anbieter ersetzen lassen, zumal auch die Konkurrenz mit steigenden Zöllen zu kämpfen hat.“ Die US-Zollpolitik sei zunehmend von Protektionismus und kurzfristigen politischen Entscheidungen geprägt. „Für die Unternehmen bedeutet das höhere Kosten, Unsicherheit in der Planung und wachsenden bürokratischen Aufwand.“ Daher komme es vor allem auf drei Dinge an: Lieferketten zu diversifizieren, Handelsabkommen gezielt zu nutzen und Risiken aktiv zu steuern. „Viele Unternehmen analysieren derzeit genau, welche Strategien und Szenarien für sie passen – zum Beispiel, ob es sinnvoll ist, Produktion und Investitionen direkt in den USA anzusiedeln.“ Gleichzeitig beobachtet Andreas Schmitz, dass sich der Blick vieler Unternehmen für neue Märkte und Freihandelsabkommen öffne – wie aktuell mit Indonesien; aber auch ein Deal mit Indien sei wichtig. „Gerade jetzt brauchen wir starke Partnerschaften und klare Perspektiven im globalen Handel.“ •
Words: Katja Vaders
Pictures: BostonScientific.de/Daniel Käsler, IHK Düsseldorf/Copyright F. Gemein, U.S. Department of State