MANAGING THE WORLD IN POCKET FORMAT

Düsseldorf ist der wichtigste Standort für ausländische Direktinvestitionen und Unternehmensgründungen in Nordrhein- Westfalen. Dieser großen Internationalität begegnet die Wirtschaftsförderung Düsseldorf mit einem mehrsprachigen Expert:innen-Team des International Business Service (IBS). Mit IBS-Leiterin Annette Klerks sprach VIVID speziell über asiatische und US-amerikanische Unternehmen.

Liebe Frau Klerks, beginnen wir mit Düsseldorfs ältestem und am längsten gewachsenen Partner in Asien: Japan. Wie sieht hier Ihre Arbeit als IBS aus?
Während früher die reine Ansiedlung im Mittelpunkt stand, liegt der Fokus heute noch stärker auf der Begleitung der Unternehmen im Bestand – insbesondere bei ihren Transformations- und Innovationsprozessen. Denn dadurch können potenziell Erweiterungsinvestitionen umgesetzt werden. In den letzten Jahren hat das sehr gut funktioniert, wenn man beispielsweise an Asahi Kasei, Komatsu, Epson oder Toshiba mit seinem R&D-Center denkt. Auch Startups sind immer noch ein großes Thema für uns. Beispielsweise ist Düsseldorf weiterhin Global Acceleration Hub für die JETRO. Wir werden zum Future Tech Fest sieben Startups aus Japan zu Besuch haben. Und zuletzt haben wir erstmals Startups aus der Region mit japanischen Unternehmen vernetzt.

Für Japans großen Nachbarn China gibt es bereits seit über 20 Jahren das China Kompetenz Zentrum. Wie sieht hier die Zusammenarbeit aus?
Dieses Joint Venture-Projekt hat die Stadt gemeinsam mit der IHK und der Messe Düsseldorf ins Leben gerufen. Als Wirtschaftsförderung unterstützen wir die chinesischen Unternehmen dabei, in Düsseldorf Fuß zu fassen und von hier aus den deutschen und den europäischen Markt zu bearbeiten. Während in der Vergangenheit vor allem Branchen wie Stahl, elektronische Güter oder Telekommunikation im Mittelpunkt standen, sind es heute zunehmend Unternehmen, die Produkte und Lösungen für die Energiewende bereitstellen. Wenn Sie etwa an PV-Anlagen und Smart –Home-Produkte denken, können Sie davon ausgehen, dass ein ganz großer Teil von China über Düsseldorf nach Deutschland kommt.

Kürzlich erst ist das Indien Kompetenzzentrum Düsseldorf gestartet. Warum ist das Land so wichtig für Düsseldorf und NRW?
Indien ist schon lange nicht mehr der preiswerte Outsourcing-Markt, sondern ein führender Innovationstandort mit vielen Entwicklungszentren und einer enormen Anzahl hervorragend ausgebildeter Ingenieur:innen. Das wird häufig noch unterschätzt. Für die Wirtschaft in unserer Region ist Indien heute ein unverzichtbarer Innovationspartner, um die großen Herausforderungen der Digitalisierung und der grünen Transformation schnell und effizient zu bewältigen.

Die Rekrutierung indischer Fachkräfte spielt dabei auch eine Rolle.
Absolut. Indien hat eine junge, stark wachsende Bevölkerung, die nicht allein von der indischen Wirtschaft aufgenommen werden kann. Der Staat verfolgt daher die Strategie, Auszubildende und Fachkräfte auch gezielt auf dem deutschen Markt unterzubringen. In belastbaren Kooperationen mit unseren Behörden vor Ort entstehen neben dem etablierten universitären IT-Sektor dabei völlig neue Berufsfelder – etwa in der Pflege oder technischen Ausbildungsberufen. So hatten wir Anfang Juli einen Delegationsbesuch aus Bangalore (Karnataka), bei dem wir ein lokales Ausbildungscollege mit dem Heinrich-Hertz-Berufskolleg in Düsseldorf vernetzt haben. Durch solche Formate wollen wir konkret aktiv werden und die indische Zuwanderung im Sinne Düsseldorfs und NRWs aktiv mitgestalten.

Im Herbst 2024 ging außerdem der Korea Desk an den Start. Was zeichnet den südkoreanischen Markt aus für Düsseldorf?
Südkoreanische Unternehmen zeichnet eine unglaubliche Umsetzungsgeschwindigkeit aus – K-Speed genannt. Denken Sie etwa an Seegene, die während der Pandemie als erste einen Corona-Test auf den Markt gebracht und vom Düsseldorfer Life Science Center aus verkauft haben. Die koreanische Community in NRW wächst und formiert sich – vor allem in den Bereichen Robotik, GreenTech und Life Sciences. Als Landeshauptstadt sind wir da ein sehr guter Fokuspunkt, um diese Expertise und K-Speed zu bündeln. Mit dem neuen Korea Desk können wir das noch strukturierter und effizienter tun.

Auch der US-amerikanische Markt, den wir in dieser VIVID betrachten, hat eine enorme wirtschaftliche Bedeutung für die Region. Allein im IHK-Bezirk Düsseldorf sitzen über 400 US-amerikanische Unternehmen.
In der Tagespresse stehen die USA derzeit vor allem wegen der handelspolitischen Herausforderungen für deutsche Unternehmen. Für Düsseldorf gilt jedoch: Im Bereich der Unternehmensansiedlungen sind und waren die USA immer einer der wichtigsten Quellmärkte und verlässlichsten Partner. So haben wir noch in den letzten Jahren größere Zuzüge verzeichnet – etwa von Boston Scientific aus Ratingen, GE Healthcare aus Solingen oder Cargill aus Krefeld. Diese Unternehmen haben sich bewusst für die Landeshauptstadt entschieden, weil hier die passende Infrastruktur vorhanden ist und sich Fachkräfte für zentrale Funktionen leichter gewinnen lassen. Ergänzt wird dieses Bild durch zahlreiche kleinere Unternehmen und US-Startups, die von Düsseldorf aus den europäischen Markt bedienen. Als Wirtschaftsförderung arbeiten wir zudem eng mit dem US Commercial Service, der IHK und vielen Partnern in der Region zusammen, um die transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen weiter zu intensivieren.

Wie können Sie bei all den globalen geopolitischen Herausforderungen auch zukünftig die Welt im Pocketformat erfolgreich managen? 
Ein großer Vorteil für Düsseldorf ist, dass wir erfahrene Teams haben, die sowohl die Auslandsmärkte als auch die Entwicklungen hier am Standort sehr genau kennen und beobachten. Gerade jetzt, wo sich weltweite Wertschöpfungsketten neu sortieren, sehen wir in diesen geopolitischen Entwicklungen auch erhebliche Ansiedlungschancen für die Landeshauptstadt. Unsere Fokusthemen sind GreenTech, Connectivity und Life Sciences – Themen, die wir auch international sichtbar platzieren, zuletzt mit einem klaren Fokus auf GreenTech bei allen großen Auftritten im Ausland. Und wir wollen die Zusammenarbeit mit unseren Branchenteams noch weiter intensivieren, um gezielt innovative Unternehmen nach Düsseldorf zu holen.


From left to right: Juliane Neu – Japan Desk, Felix Fröhlich – India Desk, ASEAN, Thomas Scheler – Korea Desk, Eastern Europe, Annette Klerks – Head of International Business Service, Judith Ly – Korea Desk, International Specialists, Simone Menshausen – China Competence Centre, Qi Xia – China Competence Centre, Benjamin Leonhardt – Japan Desk, Monika Bosbach – Western Europe, Turkey, Israel. Not pictured: Elisabeth Inhester – Western Europe, Turkey, Israel, Alexandra Mahmoud, USA,
Bettina Löhr – India Desk


Trinationales Projekt Rakuten Symphony
Die Zusammenarbeit zwischen 1&1, Rakuten Symphony (Japan) und Tech Mahindra (Indien) in Düsseldorf steht für den technologischen Wandel im deutschen Mobilfunkmarkt – und gilt als digitales Leuchtturmprojekt: Hier wird das erste voll virtualisierte, cloud-native Open RAN 5G-Netz Europas realisiert. Rakuten Symphony bringt jahrelange Praxiserfahrung aus dem Aufbau eines vergleichbaren Netzes in Japan ein und steuert die innovative Kommunikationsplattform sowie die Systemintegration. Tech Mahindra ergänzt als Systemintegrator mit globalen Services und Schnittstellen, unterstützt Betriebsprozesse und vermarktet die flexiblen Open-RAN-Lösungen weltweit. Das Ergebnis ist eine wegweisende, offene Mobilfunk-
lösung, die die Chancen von 5G optimal erschließt und hervorragende Grundlagen für Wachstum und Digitalisierung im Wirtschaftsraum Düsseldorf bietet. 


Words: Tom Corrinth
Pictures: Wirtschaftsförderung Düsseldorf/ Michael Lübke

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