COMING TO STAY
Während ganz Deutschland über Fachkräftemangel klagt, lassen sich in Düsseldorf immer mehr hochqualifizierte, internationale Arbeitskräfte nieder. Unterstützung bei ihrem Start in der Landeshauptstadt bekommen sie vom Expat Service Desk.
13,5 Millionen Einwohner:innen und 557.000 Unternehmen in einem Radius von 50 Kilometern machen Düsseldorf und Umgebung zu Deutschlands größter Wirtschaftsregion. Immer mehr internationale Unternehmen entscheiden sich dementsprechend für einen Sitz in der Großregion Düsseldorf, was auch hochqualifizierte ausländische Fachkräfte, sogenannte Expats, in die Landeshauptstadt zieht. Diese müssen einige behördliche Hürden nehmen, bevor sie sich hier niederlassen können. Als wichtige erste Anlaufstelle stellt sich der Expat Service Desk heraus, eine Organisation der Wirtschaftsförderung Düsseldorf/Kreis Mettmann sowie der IHK Düsseldorf. „Wir sind eine Servicestelle für Unternehmen aus der Region und ihre internationalen Mitarbeitenden“, erklärt Svitlana Bayer, Projektleiterin des Expat Service Desk. „In erster Linie wenden sich Personalzuständige mit ihren Fragen rund um Themen wie Aufenthalts-Titel und Visa für Nicht-EU-Bürger:innen, Arbeitsgenehmigungen sowie die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse oder sonstige behördliche Abläufe an uns. Im zweiten Schritt kommen die Expats für individuelle Beratungen auf uns zu“, so Svitlana Bayer weiter. Der Expat Service Desk arbeite mit Unternehmen aus allen Branchen zusammen, „von Dienstleistungen, Finanzen, Kreativ- über Digital- bis zur Kommunikationsbranche ist alles dabei“; der Kreis Mettmann sei eher Industrie-dominiert.
Gibt es in Düsseldorf so etwas wie eine Community für internationale Fachkräfte? „Natürlich gibt es länderspezifische Gemeinschaften, in denen die Neuankömmlinge unter sich bleiben. Es haben sich aber auch Organisationen gebildet, in denen sich internationale Expats treffen wie Social Melting Pot, Düsseldorf Culture and Language Exchange“, erzählt Bayer. Aber auch sie und ihr Team organisieren Veranstaltungen wie Touren mit englischsprachigen Guides für Expats, vor allem Düsseldorf-Newcomer, die Interessierte durch die Stadt und die nähere Umgebung führen – eine perfekte Gelegenheit, sich zu vernetzen.
Rachel Karen Raju kam im September 2017 von Singapur nach Düsseldorf. Inzwischen fühlt sie sich heimisch in der Landeshauptstadt.
Svitlana Bayer ist Projektleiterin des Expat Service Desk und begleitet internationale Fachkräfte zu ihrem Start in Düsseldorf.
Viele der Fachkräfte kommen aus Nicht-EU-Ländern wie Japan, Korea, China und in den letzten Jahren verstärkt aus Indien, aber auch aus Lateinamerika. „Seit drei Jahren sind es zudem vermehrt Menschen aus der Ukraine, die hier arbeiten oder sich selbständig machen möchten. Wir haben ein sehr großes Netzwerk und wissen genau, welche Angebote individuell passend sind, darunter Beratungen in den unterschiedlichsten Sprachen, vor allem in Englisch“, erklärt Svitlana Bayer. In ihrer Arbeit müssen sie und ihr Team natürlich auch immer wieder auf internationale Ereignisse reagieren. „Unser Beratungsangebot und die Schwerpunkte haben sich stetig verändert, vor allem durch die aktuellen geopolitischen Ereignisse.“ Zudem hätten sich in den letzten Jahren mehrfach Änderungen im deutschen Aufenthaltsrecht ergeben, die man an die Unternehmen und internationalen Fachkräfte weitergäbe.
Rachel Karen Raju kam im September 2017 von Singapur nach Düsseldorf. „Ich war auf der Suche nach mehr internationaler Erfahrung und die Stadt bot sich als strategischer Standort und ein wichtiges Geschäftszentrum mit starken Verbindungen in ganz Europa an. Als ich nach Düsseldorf umzog, suchte ich nach Ressourcen, die mir bei der Umsiedlung helfen.“ Der Expat Service Desk habe ihr viele offene Fragen beantwortet und sie während des Umzugsprozesses unterstützt. Die anfängliche Umstellung sei etwas gewöhnungsbedürftig gewesen, aber mit der Zeit habe sie sich immer besser an den lokalen Rhythmus gewöhnt. „Die Unterstützung, die ich von Anfang an erhielt, die Offenheit der internationalen Gemeinschaft und vor allem die Freundlichkeit der Menschen haben mir wirklich geholfen, mich wie zu Hause zu fühlen. Düsseldorf ist eine sehr lebenswerte Stadt und ich kann mir absolut vorstellen, hier langfristig zu bleiben.“ Sie sei Teil der kleinen, aber wichtigen Expat- Community geworden. Die sei eine bunte Mischung aus Menschen mit den unterschiedlichen Hintergründen. „Einige von ihnen habe ich über die Arbeit kennengelernt, andere in der Kirche, bei Networking-Veranstaltungen oder über gemeinsame Freunde. Inzwischen sind auch enge Freundschaften mit Düsseldorfer:innen dazugekommen, die mir dabei geholfen haben, mich zugehörig zu fühlen.“
David Hernandez Pons zog erst vor sechs Monaten in die Landeshauptstadt. Eigentlich war es seine Ehefrau, die aufgrund eines neuen Arbeitsplatzes in die Landeshauptstadt kam. „Ich bin also sozusagen wegen der Liebe nach Düsseldorf gekommen, komme aus dem Tech-Bereich und gründe gerade mein eigenes Startup“, erzählt er. Der Spanier hat sich schon gut eingelebt. Aktuell lernt David fleißig die deutsche Sprache, die Kommunikation mit der örtlichen Bürokratie empfindet er dennoch als Herausforderung, obwohl man fast überall Englisch spräche, was sicherlich dazu beigetragen habe, dass er sich hier zu Hause fühle. „Jeder, der schon einmal in Düsseldorf war, weiß das große Potential der Stadt zu schätzen. Sie verfügt über eine starke Wirtschaft mit zahlreichen Unternehmen aus verschiedenen Branchen und ist außergewöhnlich gut an das Herz Europas angebunden. Außerdem macht es die Internationalität der Stadt für Expats einfacher, sich hier niederzulassen und Kontakte zu knüpfen.“ Ganz besonders schätzt David die hiesige Lebensqualität. Die Umstellung sei zwar manchmal nicht leicht gewesen, „aber jetzt fühlen wir uns schon viel wohler und wollen den Sommer nutzen, Teil der Expat-Community zu werden und neue Menschen kennen zu lernen.“ Es scheint tatsächlich so, als sei David gekommen, um zu bleiben. •
Text: Katja Vaders
Pictures: Fotografin aus Monheim am Rhein, Anna Kowolik, Rachel Karen Raju, privat