FRESH IDEAS FROM DÜSSELDORF
20 Prozent der neu gegründeten grünen Startups in Deutschland kommen aus NRW! Das ist ein bemerkenswertes Resultat des „Green Startup Monitor 2024“, den der Bundesverband Deutsche Startups e.V. zusammen mit dem Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit herausgegeben hat. Damit liegt NRW noch vor Berlin (17 Prozent), Bayern (12 Prozent) und Baden-Württemberg (11 Prozent). Ebenfalls interessant: Bei grünen Startups gehören Frauen häufiger zum Gründungs-Team als bei nicht-grünen Startups (24 Prozent versus 17 Prozent). Und was auch auff.llt: GreenTech-Startups kooperieren insgesamt enger mit Hochschulen und Forschungseinreichungen und werden häufiger von diesen unterstützt bei der Gründung. Eine der größten Herausforderungen bleibt laut Studie – kaum überraschend – die Finanzierung. Düsseldorf, das seit einigen Monaten GreenTech Hub der bundesweiten Digital Hub Initiative ist, bietet den Gründer:innen ein besonders attraktives Ökosystem zum Wachsen. Drei Startups, davon zwei aus dem GreenTech-Bereich, ö.nnen dies bestätigen: Bühne frei für ESG-X, Qualimero und Co-reactive!
AI-OPTIMISED SUSTAINABILITY MANAGEMENT
Das Gründungsteam von ESG-X: Valentin Aman (CEO), Paolo Mazza (CTO) und Jean Phillip Bauer (COO).
In Zeiten des fortschreitenden Klimawandels wird „Environmental, Social and Corporate Governance“ (ESG) als vorgegebener Rahmen immer wichtiger. Aber: „Durch eigene Erfahrungen und Gespräche mit Unternehmen erkannten wir, dass beim Nachhaltigkeitsmanagement meist 80 Prozent des Budgets in bürokratischen Prozessen verbrannt wurde ohne eine Wirkung für das Unternehmen, die Umwelt oder die Gesellschaft zu erzielen“, erklärt Jean Bauer. Bauer, der auch Nachhaltigkeitsmanager beim Eishockeyclub DEG ist, fand als Beta-Tester einer neuen ESG-Software im Jahr 2024 mit den beiden Projektentwicklern Valentin Aman und Paolo Mazza aus München zusammen. Im selben Jahr noch gründeten die Drei die ESG-X GmbH. Ihre KI-basierte Software unterstützt Firmen entlang des gesamten Prozesses der ESG-Berichterstattung durch Automatisierung, Anleitungen, Kalkulationen, Textvorschläge und Verbesserungsanregungen. „Durch diese Entlastung wird Unternehmen die Möglichkeit zurückzugeben, sich wieder mehr dem Tagesgeschäft bzw. der Umsetzung von Nachhaltigkeit zu widmen“, sagt Valentin Amann. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), die häufig wenig Expertise inhouse haben und sich keine teuren Schulungen oder Beratungen leisten können, würden davon profitieren. So ist die Resonanz auf ESG-X auch sehr positiv: „Alle unsere Pilotkunden im Jahr 2024 wollen mit uns weiterarbeiten. Besonders in der leidenden Automobilindustrie konnten wir gute Resultate erzielen und wurden kürzlich als „Best Sustainability Startup in Automotive“ des SpringerNature Verlags ausgezeichnet“, freut sich Paolo Mazza. Perspektivisch wollen die Drei ihre Mitarbeitendenzahl zunächst verdoppeln und auch neue Produkte entwickeln, um weiter Vorreiter im Bereich ESG-KI zu bleiben. •
ESG-X GMBH
C/O TECHHUB.K67
KASERNENSTRASSE 67
40213 DÜSSELDORF
WWW.ESG-X.COM
Das Gründungs-Duo von Qualimero: Lasse Lung und Marco Andersen.
DIGITAL EMPLOYEES, HUMAN-LIKE RESULTS
Ende 2023, als große Tech-Anbieter ihre Large-Language- Modelle öffentlich zugänglich machten, gründeten Marco Andersen, Lasse Lung und Kevin Lücke das Startup Qualimero. com. Ihr Ziel: Unternehmen dabei zu helfen, KI nicht nur als Tool, sondern als digitale Mitarbeitende zu nutzen. „Wir haben in unserer E-Commerce-Zeit selbst erlebt, wie viel Potenzial darin steckt. KI ergänzt nicht nur menschliche Arbeit, sondern ersetzt sie teilweise – und zwar richtig effektiv. Also haben wir kurzerhand begonnen, unsere eigenen KI-Mitarbeitenden zu entwickeln – für die Produktberatung, den Kundenservice, das Recruiting und den Vertrieb“, schildert Marco Andersen. Aus der internen Lösung wurde zügig ein skalierbares Produkt: KI-basierte virtuelle Mitarbeitende, die Hand in Hand mit Menschen arbeiten können. Schon nach acht Monaten hat Qualimero mit seinem zukunftsweisenden Geschäftsmodell Profitabilität erreicht. „Natürlich herrscht im Markt noch gewisse Unsicherheit, was KI genau leisten kann – viele sind sich der vollen Möglichkeiten noch nicht bewusst. Unsere aktiven Kunden berichten aber von deutlichen Effizienzsteigerungen, weil unsere KI-Mitarbeitenden rund um die Uhr Anrufe entgegennehmen, E-Mails beantworten, mit menschlichen Kollegen interagieren und lästige Aufgaben erledigen. So bleibt den Menschen mehr Raum für kreative und strategische Arbeit“, erklärt Lasse Lung. Mittelfristig ist geplant, weitere KI-Mitarbeitende für Bereiche wie Einkauf, Finance und Supply Chain Management anzubieten. Langfristig ist die Vision von Qualimero noch viel größer: „Wir wollen ganze Abteilungen, oder sogar kleine Unternehmen, vollständig mit KI-Mitarbeitenden betreiben – gesteuert von einem kompakten, menschlichen Top-Management-Team. Diese Unternehmen nennen wir „AI-First-Organizations“, und genau diese Transformation wollen wir maßgeblich mitgestalten“, so Kevin Lücke. •
QUALIMERO TECHNOLOGIES GMBH
C/O TECHHUB.K67
KASERNENSTRASSE 67
40213 DÜSSELDORF
WWW.QUALIMERO.COM
CO2 TURNED INTO VALUE
Willi Peter (CCO), Orlando Kleineberg (CTO) und Dr. Andreas Bremen (CEO) wollen die Zementindustrie mit Co-reactive klimafreundlicher machen.
Das Endprodukt bei Co-reactive: Co-SCM, ein CO2-negativer Zementersatzstoff.
Rund acht Prozent der weltweiten, vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen entstehen im Zement-Sektor. Diesem Problem nimmt sich das 2024 gegründete Startup Co-reactive an. „Wir haben eine revolutionäre Technologie zur CO2-Mineralisierung entwickelt. Dabei wird CO2 in hochleistungsfähige Zementzusatzstoffe umgewandelt, um die Festigkeit und Haltbarkeit von zementbasierten Baumaterialien zu verbessern“, erklärt CEO Dr. Andreas Bremen. In seiner Promotion resümierte Andreas, dass CO2-Mineralisierung zwar ökologisch sinnvoll, aber in der gängigen Umsetzung nicht profitabel ist. Zusammen mit CTO Orlando Kleineberg verbindet er mit Co-reactive nun die ökologischen Vorteile mit einer ökonomischen Produktionsweise. „Das könnte eine ganze Industrie transformieren. Deswegen haben wir unsere "konventionellen" Karrierewege als Ingenieure in der Industrie verlassen und übernehmen nun selbst Verantwortung, um die Dekarbonisierung voranzutreiben“, sagt Orlando. Das durch Co-reactive produzierte Baumaterial kann nicht nur den CO2-Fußabdruck verkleinern, sondern auch die Materialkosten senken, weil teurer Klinkereinsatz reduziert wird. Davon profitieren können die Zementindustrie und weiterverarbeitende Branchen wie Beton-, Putz-, Kleber-, oder Spezialchemikalienhersteller. In den kommenden Jahren wird es nun darum gehen, dass das mehrfach ausgezeichnete Startup die Technologie zusammen mit Partnern für die skalierte Anwendung weiterentwickelt. Düsseldorf ist dafür der perfekte Standort: „Wir haben hier einerseits ein starkes Netzwerk aus Kunden, Zulieferern und Vereinigungen wie dem Verein Deutscher Zementwerke – VDZ und andererseits logistisch über den Rhein eine optimale Anbindung für großvolumige Materialströme. Natürlich spielt auch die Attraktivität der Stadt für unsere Mitarbeiter:innen eine enorme Rolle“, so Andreas. •
CO-REACTIVE GMBH
VON-GAHLEN-STR. 47
40625 DÜSSELDORF
WWW.CO-REACTIVE.COM
Text: Tom Corrinth
Pictures: ESG-X GmbH, Qualimero, Co-reactive GmbH