WINGS OF CHANGE?

Die Luftfahrtbranche ist auf Kurs. Nach schwierigen Jahren liegen die Passagier- und Flugzahlen global fast wieder auf Vor-Corona-Niveau. Gut für die Branche, schlecht für die Umwelt: Denn die CO2-Emissionen im Luftverkehr sind nach wie vor hoch. Politik, Forschung und Airlines sind gefragt, Innovationen und Maßnahmen zu entwickeln, die das Fliegen nachhaltiger machen. Auch Flughäfen spielen eine Rolle – so wie der Airport DUS mit seinem Masterplan 2045.

Ein Modell des Masterplans 2045 zeigt, wie der Flughafen DUS in zwanzig Jahren aussehen soll. Blau eingefärbt sind die geplanten Infrastrukturmaßnahmen, auch im Bereich Nachhaltigkeit.

Klar ist: Die eine entscheidende Lösung – eine drastische Reduzierung der Flüge – ist ökonomisch nicht realisierbar. Stattdessen könnte ein Mix aus neuen Technologien, operativen Optimierungen und regulatorischen Maßnahmen die CO2-Emissionen senken. Aus Abfällen oder Biomasse hergestellte Sustainable Aviation Fuels (SAF) sollen dabei eine wichtige Rolle spielen. Der nachhaltige Flugtreibstoff reduziert den CO2-Ausstoß um bis zu 80 Prozent und ist mit bestehenden Flugzeugtriebwerken kompatibel. Die Produktionskapazitäten sind gegenwärtig jedoch sehr gering und die Kosten drei- bis fünfmal höher als für Kerosin. Das wirkt sich auf die Flugpreise aus und belastet die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Um den Einsatz von SAF dennoch zu erhöhen, hat die EU eine schrittweise steigende Beimischungsquote an allen EU-Flughäfen von zwei Prozent ab 2025 bis 70 Prozent im Jahr 2050 beschlossen.

Hinzukommen sollen E-Fuels, die mit Ökostrom und aus der Umwelt gewonnenem CO2 hergestellt werden. Nach derzeitiger Rechtslage ist für Deutschland ab 2026 eine E-Fuels-Beimischquote von 0,5 Prozent vorgesehen, die in den Folgejahren deutlich klettern soll. Doch das sei weit entfernt von der Realität, erklärt BDL-Sprecher Alexander Klay: „Die Kraftstoffe gibt es de facto nicht. Die geplante Förderung für den Markthochlauf der Technologie, zu der auch Einnahmen aus der Luftverkehrsteuer beitragen sollten, wurde von der Ampel-Regierung von zwei Mrd. auf hundert Mio. Euro zusammengestrichen. Wir gehen davon aus, dass es ohne 180-Grad-Wende auf absehbare Zeit keine E-Fuels in Deutschland geben wird.“


BDL-Sprecher Alexander Klay sieht neben erheblicher Forschungs- und Entwicklungsarbeit auch einen hohen Förderbedarf, um die vorhandenen Potenziale für die grüne Transformation der Luftfahrt nutzen zu können.

Deutlich schneller helfen könnten technische Verbesserungen. Laut BDL reduziert jede neue Flugzeuggeneration den Kerosinverbrauch um bis zu 30 Prozent, unter anderem durch optimierte Triebwerke, Aerodynamik und Leichtbaumaterialien. Beim Antrieb gilt der Elektroantrieb als derzeit einzige emissionsfreie Alternative. Als Energieträger kommen mit erneuerbaren Quellen aufgeladene Batterien infrage, deren Reichweite für Langstreckenflüge jedoch zu gering ist. Batterie- oder Brennstoffzellen-hybrid-elektrische Antriebe könnten diese Herausforderung lösen, hier sieht Klay aber noch „erheblichen Forschungs- und Entwicklungsbedarf, bevor sie in der Luftfahrt eingesetzt werden können“. Im operativen Bereich könnten Maßnahmen wie optimierte Flugrouten und Schlepper den Kerosinverbrauch senken, indem sie das Flugzeug zum Start ziehen und so die treibstoffintensive Anfahrt ersetzen.

Beobachten können das Gäste des Düsseldorfer Flughafens in Zukunft auf der wiedereröffneten Besucherterrasse, die im Zuge des Masterplans 2045 zu einem Erlebnisort mit bester Aussicht auf den Flugverkehr werden soll. Im Mittelpunkt des Projekts, für das Investitionen von rund einer Milliarde Euro in die Modernisierung und Weiterentwicklung der Infrastruktur geplant sind, steht neben einem attraktiven Passagiererlebnis mit Gastronomie-, Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen, die nachhaltige Transformation des Flughafens: „Wir wollen DUS zu einem führenden Airport Europas machen. Dabei spielt das Thema Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. Mit unseren Maßnahmen möchten wir Vorreiter sein und wichtige Veränderungsprozesse anstoßen, die jetzt notwendig sind, um den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit im Luftverkehr voranzutreiben,“ erklärt Lars Redeligx, Vorsitzender der Geschäftsführung des nach Passagierzahlen viertgrößten Flughafens in Deutschland.

Erlebnisort mit perfektem Blick auf den Flugbetrieb: So modelliert der Flughafen DUS die wiedereröffnete Besucherterrasse im Rahmen des Masterplans 2045.


Wir gehen davon aus, dass es ohne 180-Grad-Wende auf absehbare Zeit keine E-Fuels in Deutschland geben wird

Lars Redeligx, Vorsitzender der Geschäftsführung, hat sich mit dem Masterplan 2045 für den Flughafen DUS viel vorgenommen – auch in Sachen Nachhaltigkeit.

Dieses Vorhaben unterstützen wir gemeinsam mit dem EUREF-Campus Düsseldorf“, so Redeligx. Darüber hinaus ist eine luft- und landseitig zugängliche Wasserstofftankstelle geplant. Sie soll zum Beispiel für Passagierbusse, Autos oder Sonderfahrzeuge des Airports und öffentlichen Nahverkehr nutzbar sein. Insgesamt wird die Energieversorgung deutlich grüner: Auf einer Fläche von etwa 21 Fußballfeldern entsteht eine Photovoltaikanlage mit rund 40.000 Modulen, die 14 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen wird – genug, um rund 4.000 Haushalte ein Jahr lang zu versorgen.

Alternative Treibstoffe, optimierter Flugzeugbau, klimafreundlichere Flughäfen: In der Luftfahrtbranche ist einiges in Bewegung in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft. Auf dem Weg dorthin müssen jedoch noch viele Meilen zurückgelegt werden, damit die von der EU und der Internationalen Luftverkehrsvereinigung (IATA) bis 2050 angestrebte Klimaneutralität für den globalen Luftverkehr erreicht werden kann. Der Flughafen DUS will mit der Umsetzung des Masterplans 2045 dazu beitragen. •


Text: Dominik Deden
Pictures: Flughafen Düsseldorf

Zurück
Zurück

WINGS OF CHANGE?

Weiter
Weiter

GREETECH CITY