The third place

 

KAP1 ist das neue Kulturzentrum im ehemaligen Postgebäude am Hauptbahnhof. Hier haben FFT und Zentralbibliothek ein neues Zuhause gefunden. VIVID traf Stephan Schwering, Leiter der Zentralbibliothek, zu einem Rundgang durch die neuen Räumlichkeiten. 

 

Nach jahrelangem Leerstand haben in dem ehemaligen Postgebäude am Konrad Adenauer Platz 1 gleich zwei Institutionen der Düsseldorfer Kulturlandschaft ein neues Zuhause gefunden: das FFT sowie die Zentralbibliothek. 

Hinter dem Namen KAP1 des neuen Kultur-standorts der Landeshauptstadt verbirgt sich die Abkürzung seiner Adresse: Konrad-Adenauer-Platz 1. Gleich zwei Institutionen der Düsseldorfer Kulturlandschaft haben in dem ehemaligen Postgebäude ein neues Zuhause gefunden, das Freie Forum Theater, kurz FFT, sowie die Zentralbibliothek. Insbesondere für Letztere war der Umzug dringend notwendig. „Der starke Besucherandrang konnte dort kaum befriedigt werden, so dass es schon länger Überlegungen zu einer Neukonzeption der Zentralbibliothek im Zentrum der Stadt gab“, erklärt Hans-Georg Lohe, Kulturdezernent der Landeshauptstadt Düsseldorf. Bei der Stadt erhofft man sich, durch die Wiederbelebung des Gebäudes die Lebensqualität im zentralen Düsseldorfer Stadtraum aufzuwerten – offenbar mit Erfolg. „Bereits in den ersten drei Monaten konnten sich mehr als 300.000 Besucher von der Qualität des neuen Kulturzentrums überzeugen“, so Lohe weiter. „Die räumliche Nähe von FFT und Zentralbibliothek kann zu einem Besuchermix führen, der das KAP1 für alle Kulturinteressierten zu einem lebendigen Ankerpunkt werden lässt.“

Dass insbesondere der neue Standort der Zentralbibliothek so gut angenommen wird, verwundert nicht. „Wir haben 8.000 qm Publikumsfläche. Da unsere Regale nicht höher als 1,50 m sind, ergibt sich eine schöne Transparenz im Raum und Barrierefreiheit. Insgesamt haben wir 15 verschiedene Bereiche, in denen Veranstaltungen stattfinden können. Dahinter steckt die Idee der Bibliothek als Plattform: Sie soll ein Ort sein, an dem sich Bürgerinnen und Bürger treffen können“, erzählt Stephan Schwering, Leiter der Zentralbibliothek. Neben dem Arbeitsplatz und dem Zuhause möchte die moderne Bibliothek wie ein „dritter Ort“ Treffpunkt und Veranstaltungsort sein und eine hohe Aufenthaltsqualität schaffen.

„Dahinter steckt die Idee der Bibliothek als Plattform: Sie soll ein Ort sein, an dem sich Bürgerinnen und Bürger treffen können.“

Die Jugendbibliothek wurde auf Wunsch der Zielgruppe mit klassischen Bücherwänden ausgestattet. Gleich dahinter befindet sich sich das LibraryLab, in dem man u.a. kostenfrei 3D-Drucker nutzen kann. 

Dazu gehören auch die neuen Öffnungszeiten von 74 Stunden in der Woche, „keine öffentliche Bibliothek in Deutschland hat mehr“, so Stephan Schwering stolz. Dreißig Prozent der Zeit sei allerdings kein Bibliothekspersonal anwesend, sondern lediglich ein Sicherheitsdienst vor Ort. „Das ist u.a. möglich, weil wir bei Ausleihe und Rückgabe Selbstbedienung eingeführt haben.“ Willkommen seien aber auch Menschen, die keine Bücher ausleihen wollten. „Wir sind ein öffentlicher Ort, und auch als Besucher ohne Bibliothekskarte kann man hier viel machen, wie z. B. unsere Internet-PCs nutzen.“ Es lohnt aber durchaus, sich eine Bibliothekskarte ausstellen zu lassen, die eine ganze Reihe von Dienstleistungen beinhaltet und nur 20 Euro im Jahr kostet; für alle Nutzer bis zu einem Alter von 21 Jahren ist sie sogar kostenfrei. 

Besagte Dienstleistungen sind oft digital, zum Beispiel im LibraryLab. Das Highlight hier sind zwei 3D-Drucker, die für jeden Inhaber einer Bibliothekskarte nach einer kurzen Einführung kostenlos zur Verfügung stehen. „Bibliothek soll Teilhabe ermöglichen, auch an modernen Entwicklungen und der Digitalisierung“, erklärt Stephan Schwering. Dementsprechend sind im LibraryLab zudem VR-Brillen installiert, die auch regelmäßig in Veranstaltungen zum Einsatz kommen. „Wir verbinden z. B. Virtual Reality mit Reiseliteratur und lassen unsere Besucher mit der VR-Brille den Nil entlangfahren oder den Louvre besuchen“, schwärmt er. Interessante und vor allem kostenlose Veranstaltungen bietet die Zentralbibliothek aber auch in anderen Bereichen an, dazu kommen Kooperationen mit der VHS und natürlich dem FFT. 

Aber zurück zur Digitalisierung, die im neuen Konzept der Zentralbibliothek eine fundamentale Rolle spielt; auch im Bereich für Jugendliche, in dem es entsprechende Workshops, viel Communityarbeit und drei eigene Medienpädagog:innen gibt. „Zusätzlich stellen wir 60 PCs mit Internetzugang und Office-Programmen sowie insgesamt 600 Arbeitsplätze zur Verfügung. Zahlreiche Jugendliche nutzen unsere Räumlichkeiten zum Lernen, da sie sich hier besser disziplinieren können und mehr Ruhe haben als Zuhause.“ Und das, obwohl es auf der ersten Ebene der Zentralbibliothek ziemlich lebhaft zugeht, insbesondere in der Kinderbibliothek mit angeschlossener „Kreativschmiede“. Optische Highlights sind ein Baumhaus aus Holz, das bis zur Decke reicht, sowie ein Wandgemälde des Düsseldorfer Kinderbuchautors und Illustrators Martin Baltscheit. „Insgesamt haben wir hier sehr auf die Bedürfnisse von Familien geachtet“, erklärt Stephan Schwering. 

Aber auch für die erwachsenen Nutzer:innen hat man sich einiges einfallen lassen. „An unseren Arbeitsplätzen kann man bis zu zehn Seiten kostenfrei ausdrucken, und wir haben fast 2.000 Steckdosen installiert.“ Und wer zahlt die Stromrechung? „Dazu haben wir Solarpanels auf dem Dach, mit denen wir einen Großteil unserer Energie selbst herstellen können.“ 

„Dazu haben wir Solarpanels auf dem Dach, mit denen wir einen Großteil unserer Energie selbst herstellen können.“

Ein Highlight der Kinderbibliothek ist das wunderschön gestaltete Baumhaus aus Holz, das bis zur Decke reicht.

Außerdem gibt es gemütlich gestaltete Lesebereiche, in denen man z. B. in den zahlreichen, hier ausliegenden, internationalen Tageszeitungen oder Magazinen schmökern kann. Und natürlich das „Xafé“, eine Gastronomie, in der man neben Kaffee, Kuchen und kleinen Snacks einen imposanten Blick über das Bahnhofsviertel serviert bekommt. Heiratswillige Literaturfreunde können sich ab Juli sogar im „Stadtfenster“ trauen lassen, und auf der zweiten Ebene gibt es einen Bibliotheks-eigenen Dachgarten. Die Immobilie mit ihren 25.000 Quadratmetern ist also ein absoluter Glücksgriff. Neben Zentralbibliothek und FFT konnten außerdem verschiedene Archive und Büroarbeitsplätze für die Stadtverwaltung ihren Platz finden. 

Bei der Konzeption der neuen Bibliothek bezog man übrigens Kund:innen und ihre Wünsche in die Planungen ein. So entstanden ganz spezielle Features wie das LibraryLab-Studio, in dem man Audio-, Video- und Fotobearbeitungen mit entsprechenden Programmen durchführen oder sogar einen eigenen Podcast aufnehmen kann. Dazu kommt sehr leistungsstarkes, für jeden frei zugängliches WLAN sowie verglaste Boxen, in denen Besucher ungestört arbeiten können. „Bei unserer Planung haben wir uns in den Niederlanden und in Skandinavien, vor allem in Dänemark und Finnland, inspirieren lassen. Wir haben schließlich einen nicht-kommerziellen und kulturellen Bildungsauftrag. Und das ist selten geworden in Städten: Wo sonst kann man heute noch hingehen, ohne Geld ausgeben zu müssen?“, freut sich Stephan Schwering. •


Words Katja Vaders
Pictures Michael Gstettenbauer, Ingo Lammert, Stadt Düsseldorf