”WILLINGNESS TO CHANCE IS ONE OF MY GREATEST STRENGTHS”

KUNST MEETS HENRIETTA SIX

Im September 2025 wurde ein großes Jubiläum gefeiert: Seit 200 Jahren begleitet die Stadtsparkasse Düsseldorf Menschen und Unternehmen in der Region. Vorständin Henrietta Six sprach mit VIVID-Herausgeber Rainer Kunst über ihre verantwortungsvolle Aufgabe und aktuelle Herausforderungen sowie Frauenförderung und New Work bei der Stadtsparkasse.

In Deiner Jugend hast Du lange und intensiv Handball gespielt – ein echt harter und körperbetonter Sport. Was bringt Dir diese Erfahrung für Dein heutiges Berufsleben?
Handball ist ein toller Teamsport, der mir sehr viel Spaß gemacht hat. Ich glaube diese Erfahrung prägt mich in der Tat heute noch bei der Stadtsparkasse Düsseldorf. Gemeinsam mit dem Team erfolgreich sein, sich gegenseitig unterstützen und anfeuern und auch als Teamführerin akzeptiert werden – das erlebe ich auch hier als Vorständin. Und weil ich außerdem früher häufig zusammen mit Jungs gespielt habe, komme ich auch gut mit männlichen Kollegen klar und werde akzeptiert.

Du bist in 27 Jahren bei verschiedenen Sparkassen tätig gewesen. Warum bist Du nie zu einer privaten Geschäftsbank gewechselt?
Ich bin in Ungarn aufgewachsen und wollte eigentlich Hotelfach studieren. Als ich dann das erste Mal eine Sparkassenfiliale, damals noch im Siegerland, betrat und die Mitarbeitenden in ihrer schicken Arbeitskleidung sah, wurde mir aber klar: Das möchte ich machen. Dann habe ich meine Ausbildung bei der Stadtsparkasse Köln begonnen. Die Werte der Sparkasse verkörpere ich selbst: Uns geht es im Vergleich zu Privatbanken nicht um maximalen Profit, sondern um maximalen Gewinn für die Region und ihre Menschen. Unsere Kultur, unsere Dynamik, Agilität, der Spaß und die Umsetzungskraft der Mitarbeitenden – das passt auch voll zu meiner Person. Auch wenn es in der Vergangenheit immer wieder Angebote anderer Banken gab, ist daher für mich klar: Ein Wechsel kommt nicht in Frage. 

Du bist Vorständin der Stadtsparkasse Düsseldorf, zuständig für Firmenkunden. Was sind Schwerpunkte Deiner Arbeit und wie setzt Du Deine Stärken ein?
 Ich stehe für Zukunftssicherung, für die Transformation in eine nachhaltigere Welt. Und damit meine ich nicht nur die Transformation der Stadtsparkasse, sondern auch die Unterstützung unserer Kundinnen und Kunden auf diesem Weg. Dabei ist mir auch die persönliche und fachliche Weiterentwicklung aller Mitarbeitenden sehr wichtig, denn unser Haus ist nur dann stark, wenn auch unsere Mitarbeitenden zufrieden, gesund und resilient sind und mit der Zeit gehen. Veränderungsbereitschaft ist sicherlich eine meiner großen Stärken. Nur damit ist auch langfristiges Wachstum möglich – und Prosperität in der Region Düsseldorf ist ein strategisches Ziel der Stadtsparkasse Düsseldorf.


Ich stehe für Zukunftssicherung, für die Transformation in eine nachhaltigere Welt

Jetzt mögen Banken konservativer als andere Branchen sein, aber spätestens seit Corona ist Remote Office auch bei Euch angekommen. Wie hat sich das Arbeiten dadurch verändert?
Corona war ein Beschleuniger wie bei allen anderen Unternehmen und es hat sich gezeigt, dass das mobile Office ein Erfolgsmodell ist. Da uns sehr wichtig ist, dass die Teams weiterhin gut funktionieren, haben wir auch weiterhin Präsenztage. Es gibt dafür aber keine Pauschalregelung über das gesamte Haus, weil es unterschiedliche Einheiten mit unterschiedlichen Bedürfnissen gibt. Und da ist es wichtig, dass wir gute Führungskräfte haben, die das Modell vorleben und mit Fingerspitzengefühl steuern. Dieser Mix aus Remote und Präsenz passt besser in die heutigen Lebenswelten. Er ist auch nachhaltiger, weil Mitarbeitende weniger Reiseweg haben und er ist ein höherer Anreiz für Fach- und Führungskräfte, weil Distanzen eine geringere Rolle spielen.

Diese VIVID-Ausgabe beschäftigt sich mit dem Thema Inter-national Business. Welche Rolle spielt das Thema bei Euch?
Wir sind die drittgrößte Sparkasse in NRW und haben die Be-sonderheit, dass wir das Auslandsgeschäft immer noch selbst betreuen und nicht outsourcen. Diese Abteilung liegt auch in meiner Verantwortung. Neben den ganzen Währungs- und Termingeschäften kümmert sie sich unter anderem um Akkreditive ins Ausland. Bei anderen Transaktionen holen wir unseren Partner Deutsche Leasing mit ins Boot. Wenn es irgendwelche Besonderheiten gibt, wie zum Beispiel seinerzeit die Subventionierung in Amerika, dann analysieren wir ganz genau, wie sich das auf unsere Klientel auswirkt und wie wir sie unterstützen können.

Was sind Eure größten Herausforderungen?
 Die größte Herausforderung ist die nachhaltige Transformation – gleichzeitig das größte Wachstumspotenzial für die Wirtschaft. Der Klimawandel und die nötige Reduzierung von Treibhausgasen stellen uns alle vor riesige Aufgaben. Es geht um unser tägliches Handeln – wie wir leben und wie wir arbeiten. Als Stadtsparkasse Düsseldorf wollen wir wirtschaftliche Ziele mit sozialer und ökologischer Verantwortung verbinden. Transformation bedeutet für mich aber auch, Chancen zu erkennen und zu nutzen. Mir ist wichtig, dass wir optimistisch auf diese Aufgabe blicken. Denn der Weg hin zur nachhaltigen Transformation ist kein kurzfristiges Projekt, sondern ein andauernder Prozess. Ein anderer wichtiger Aspekt unserer Zukunft sind die Digitalisierung und KI. Wir nutzen in der Stadtsparkasse den so genannten SKI-Pilot: Das ist eine Sparkassen-interne künstliche Intelligenz, die fortlaufend weiterentwickelt wird – so dass es für unsere Kunden und uns besonders gut passt. Wir verbinden mit dem SKI-Pilot Tradition und Bodenständigkeit mit der Zukunft und entwickeln ein Pilotprojekt für modernes Banking.


ABOUT HENRIETTA SIX

Since 05/2023: Member of the Board of Stadtsparkasse Düsseldorf:
Responsible for corporate customers, real estate, institutional customers, sales management, corporate customers and treasury

10/2022 to 04/2023:
Deputy member of the Board of Management of Stadtsparkasse Düsseldorf

10/2019 to 09/2022:
Head of Corporate and Municipal/Corporate Customer Centre at Sparkasse Krefeld

06/2005 to 09/2019:
Various management positions at Sparkasse KölnBonn

01/1998 to 08/2004:
Various positions at Stadtsparkasse Köln

Personal background:
Lives in Düsseldorf and Cologne


Was muss sich in Deinen Augen ändern, damit Deutschland wieder auf einen Wachstumspfad kommt?
Wir brauchen unbürokratische Rahmenbedingungen, um mit den aktuellen Milliardeninvestitionen auch ins Machen zu kommen. Da sind Kommunen, Gemeinden und die Politik gefragt. Ohne dass es die Zahlen schon hergeben, nehmen wir aber einen positiven Trend wahr. Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung hat gerade veröffentlicht, dass sich das Geschäftsklima im August im sechsten Monat in Folge aufgehellt hat. Und beim Thema Immobilien haben nach einer längeren Phase der Zurückhaltung in diesem Jahr 17 Prozent mehr Menschen Kredite für Wohnimmobilien beantragt als im Vorjahr, hat der Verband deutscher Pfandbriefbanken mitgeteilt. 

Als Du Mitte 2023 in den Vorstand kamst, war Karin-Brigitte Göbel noch Vorstandsvorsitzende. Wie behandelt Ihr das Thema Frauenförderung bei der Stadtsparkasse Düsseldorf?
Mit einem Anteil von aktuell 44 Prozent weiblicher Kolleginnen gehören wir zu den Organisationen, die Vielfalt ernst nehmen. Doch diese Zahl allein reicht uns nicht. Auch in der Führungsebene übernehmen immer mehr Frauen Verantwortung, und genau darauf möchten wir aufbauen. Im September 2024 haben wir beispielsweise das Programm „Endlich sichtbar“ gestartet. Dieses dreimonatige Programm richtet sich an Kolleginnen in allen Lebens- und Berufsphasen, die ihre Sichtbarkeit und ihren Einfluss stärken möchten. Oft sind es die kleinen Schritte, die große Veränderungen bewirken. Es geht um mehr Selbstbewusstsein, Freude und Motivation im Alltag, das Platzieren guter Ideen und das Übernehmen von Verantwortung – all das wollen wir fördern mit dem Programm. Auch unsere Kundinnen verdienen mehr Aufmerksamkeit und vor allem maßgeschneiderte Angebote. Wir haben deshalb das Programm „Female Finance“ ins Leben gerufen, das im vergangenen Jahr erfolgreich ausgebaut wurde. Finanzielle Unabhängigkeit ist ein zentrales Thema, das viele Frauen umtreibt – und wir möchten dazu beitragen, dass jede Frau die Werkzeuge und das Wissen bekommt, um ihre finanzielle Zukunft selbstbestimmt zu gestalten. Ich möchte aber auch nicht den Eindruck erwecken, dass wir Männer vernachlässigen. Wie eingangs gesagt, habe ich bereits als Mädchen am liebsten mit Jungs gespielt. Gemischte Teams sind die besten – davon bin ich fest überzeugt.

Was magst Du an Düsseldorf besonders?
Düsseldorf ist lebenswert, liebenswert und kompakt. Wir haben hier eine Community und ein ausgeprägtes Netzwerkdenken. Dadurch schaffen wir immer wieder Mehrwerte, weil wir gemeinsam stärker sind. Mir gefällt außerdem das riesige kulturelle Angebot. Deswegen lebe und arbeite ich so gerne in Düsseldorf.


Interview: Rainer Kunst
Words: Tom Corrinth
Pictures: Celine A-Mosawi

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