GREEN LIVING

In der Baubranche sind Nachhaltigkeitsthemen wichtiger Teil der gesamten Wertschöpfungskette. Welchen Stellenwert hat in diesem Zusammenhang GreenTech? VIVID schaute sich Düsseldorfer Unternehmen und Projekte an, die grüne Technologie in Immobilien umsetzen.

Der „Wolkenbügel“ im Medienhafen steht für grüne Architektur in Düsseldorf: 250 Quadratmeter begrünte Fassade, ein Dach mit 3.700 Pflanzen, aber auch energieeffiziente Gebäudetechnik und eine moderne Dämmung.

80% des Energieverbrauchs eines Gebäudes entfallen auf seinen Betrieb, ein wichtiger Faktor in der modernen Baubranche ist dementsprechend „Grüne Technologie“ oder auch „GreenTech“. Hierzu gehören der Einsatz nachhaltiger Technologien und recycelbarer Materialien, natürlicher Rohstoffe, aber auch rückbaubare Baumodule aus dem Cradle-To-Cradle-Prinzip, um eine ressourcenschonende und effiziente Bauweise zu ermöglichen.

Smartfabrik ist ein Full-Service-Anbieter für intelligentes Wohnen und unterstützt Bauherren, Bauträger und Projektentwickler bei der Umsetzung smarter Gebäude.

Ein gelungenes Beispiel für grüne Architektur in Düsseldorf ist der „Wolkenbügel“ im Medienhafen, der von Projektleiter Art-Invest Real Estate nachhaltig saniert wurde. Das Resultat: 250 Quadratmeter begrünte Fassade und ein Dach mit 3.700 Pflanzen, die das Mikroklima verbessern und damit das Aufheizen der Umgebung reduzieren. Außerdem ist der Wolkenbügel zu einem Smart Building geworden, das sich automatisch an die Nutzerbedürfnisse anpasst. Automatisierte Anlagen und modernste Sensortechnik ermöglichen eine optimale Gebäudesteuerung und damit geringere Betriebskosten sowie Transparenz, die zu einem niedrigen Energieverbrauch und damit zu einem deutlich reduzierten ökologischen Fußabdruck führen. Ein Beispiel, das in Zeiten des Klimawandels Schule machen sollte.

Anfang Mai fand die Polis Convention in Düsseldorf statt, eine führende nationale Messe für Stadt- und Projektentwicklung. In ihrem Pre-Programm organisierte die Wirtschaftsförderung einen Immobilien-Salon, in dem sich Expert:innen zum Thema „Green Economy“ austauschten. Denn auch immer mehr Düsseldorfer Unternehmen aus der Baubranche spezialisieren sich auf Dienstleitungen rund um GreenTech.

Eines von ihnen ist die Smartfabrik, ein Full-Service- Anbieter für intelligentes Wohnen. „Wir unterstützen Bauherren, Bauträger und Projektentwickler umfassend bei der Umsetzung smarter Gebäude, von der Elektrofachplanung über den Schaltschrankbau bis hin zur Programmierung“, erklärt Sebastian Strickling, Head of Smart and Sales bei der Smartfabrik GmbH. Neben der Gebäudeautomatisierung hat Smartfabrik auch die Planung und Umsetzung von Photovoltaikanlagen im Portfolio. Sich auf GreenTech und nachhaltige Dienstleistungen zu spezialisieren, ist für Sebastian Strickling eine konsequente Entscheidung. „Gerade im Bereich der Heizungssteuerung von Bestandsimmobilien sehen wir enormes, bislang oft ungenutztes Potenzial.


Der Bedarf an intelligenten, technisch durchdachten Lösungen ist nach wie vor vorhanden – besonders bei komplexen Bauvorhaben

Hier kann durch intelligente Automatisierung der Energieverbrauch spürbar gesenkt werden.“ Bei Smartfabrik möchte man nämlich nicht nur zur technologischen Innovation beitragen, sondern auch zum Klimaschutz. Wie sieht Sebastian Strickling das Potenzial seines Unternehmens in der Zukunft?

LumenHaus spezialisiert sich auf die Entwicklung und Bereitstellung nachhaltiger Energielösungen für Privathaushalte. Dazu gehören Solarmodule, ein innovativer Stromspeicher, Ladestationen und Wärmepumpen.

„Die Baubranche hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Während vor fünf Jahren noch ein regelrechter Bauboom herrschte und Immobilien nahezu automatisch Abnehmer fanden, hat sich das Bild inzwischen deutlich gewandelt. Gestiegene Zinsen, hohe Baukosten sowie wirtschaftliche und politische Unsicherheiten haben den Markt stark gebremst“, erklärt er. Dennoch blicke man optimistisch in die Zukunft. „Der Bedarf an intelligenten, technisch durchdachten Lösungen ist nach wie vor vorhanden – besonders bei komplexen Bauvorhaben“, so Strickling. Durch preislich attraktivere Massenprodukte beobachte er zudem, dass das Thema Smart Home vermehrt im „deutschen Wohnalltag“ ankomme.

Ebenso optimistisch sieht man bei LumenHaus in die Zukunft, das sich auf die Entwicklung und Bereitstellung enkelfähiger, nachhaltiger Energielösungen für Privathaushalte spezialisiert hat. „Unser Fokus liegt darauf, Haushalte mit einem nahtlosen Energie-Ökosystem auszustatten, das aus Solarmodulen, einem innovativen Stromspeicher, Ladestationen und Wärmepumpen besteht. Mithilfe unserer myLumenHaus App können Nutzer ihr gesamtes Energiesystem in Echtzeit überwachen und steuern“, erklärt Martin Beyer, Director Partnerships & Business Development bei LumenHaus. Dabei deckt das Unternehmen die gesamte Wertschöpfungskette ab: von der Entwicklung und Herstellung der Produkte über die Planung und Installation vor Ort bis hin zur langfristigen Wartung.

Regionalität ist für LumenHaus extrem wichtig, um möglichst nachhaltig agieren zu können. „Deshalb bauen wir ein starkes Netzwerk aus regionalen Fachbetrieben auf. Unsere Partner fahren in der Regel nicht weiter als 30 bis maximal 50 Kilometer zu ihren Kunden.“ Martin Beyer und sein Team verfolgen eine Mission: „Mit steigenden Energiepreisen und der wachsenden Bedrohung durch den Klimawandel sehen wir die Chance, mehr als nur Produkte anzubieten – wir wollten eine Plattform schaffen, die es jedem ermöglicht, sein eigener, grüner Stromversorger zu werden.“ Zu der Zielgruppe von LumenHaus gehören vor allem Privathaushalte, besonders Eigenheimbesitzer:innen.


Unsere Partner fahren in der Regel nicht weiter als 30 bis maximal 50 Kilometer zu ihren Kunden

ABOUT LAARAKKERS

Nicht nur beim Neubau ist Nachhaltigkeit gefragt. Das Familienunternehmen Laarakkers in Düsseldorf-Heerdt wurde bereits 1945 gegründet und ist u.a. auf Rückbau und Baustoffrecycling spezialisiert. Dabei versucht man, die anfallenden Materialien aus dem Rückbau weitestgehend zu recyclen, was dem Unternehmen bei 98 Prozent der anfallenden Abbruchsmaterialien gelingt. Mod21 mit Sitz im Areal Böhler setzt auf nachhaltigen Holzmodulbau, in dem dauerhafte, mehrgeschossige Gebäude wie Hotels, Schulen und Krankenhäuser umgesetzt werden. Im Anschluss können die Gebäude mobil an einen Ort versetzt oder dem Wertstoffkreislauf im Sinne des Cradle-to-Cradle-Prinzips zurückgeführt werden.


Und wie geht es den Menschen, die kein Eigenheim besitzen, aber trotzdem zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung beitragen möchten? Mit diesem Thema beschäftigt sich die Forschungsgruppe lilmore des fachbereichsübergreifenden Instituts für lebenswerte und umweltgerechte Stadtentwicklung (In-LUST) der Hochschule Düsseldorf. Hier arbeiten verschiedenste Disziplinen zusammen, um Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit in Bau- und Stadtplanung zu etablieren.

Ein Projekt des In-LUST ist das lilmore Mini-Modulhaus, das kleineren Wohnraum mit hoher Qualität verbinden möchte. Die Idee entstand bei Projektinitiatorin Nadine Nebel aufgrund ihrer eigenen Wohnsituation und der vieler anderer Student:innen: Nach dem Auszug aus dem Elternhaus leben sie in WG-Zimmern oder kleinen Studierendenwohnungen mit der Vorstellung, dass mit steigendem Einkommen auch die Wohnfläche wachsen wird. Nadine Nebel beschäftigte sich intensiver mit dem Bedürfnis nach viel Wohnraum, der mit höherem Komfort und Zufriedenheit assoziiert werde, „allerdings auf Kosten von Flächenverbrauch, Ressourcenaufwand und CO2-Emissionen“, so Nebel. Schnell wurde ihr klar: Es braucht neue, nachhaltige Wohnkonzepte, die den Wunsch nach individueller Wohnqualität mit ökologischer Verantwortung verbinden – wie das Mini- Modulhaus von lilmore.

Dieses setzt sich aus einem oder mehreren Modulen zusammen und erlaubt somit den flexiblen An- und Rückbau weiterer Module, die zum Großteil aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Zudem kann es auf soziale Herausforderungen im Bereich des Wohnens – wie beispielsweise eine „ungerechte” Wohnraumverteilung oder das sogenannte Empty-Nest-Syndrom – reagieren und ermöglicht es Kommunen, bestehende Potenziale wie Baulücken oder Nachverdichtungen nachhaltig zu nutzen. Um bei der Entwicklung des lilmore-Projekts auch die künftigen Nutzer:innen mit einzubeziehen, wird das erste Modelhaus in der Funktion eines Reallabors in einer Jülicher Tiny-House- Siedlung gebaut. Man darf gespannt auf die Ergebnisse sein, denn: Mit lilmore könne die Stadtplanung der näheren Zukunft nachhaltig, resilient und lebenswert gestaltet werden, ist sich die Forschungsgruppe sicher. •

Das lilmore Mini-Modulhaus ist ein Projekt einer Forschungsgruppe des Instituts In-LUST der HSD. Das Tiny House setzt sich aus flexiblen Modulen zusammen, die zum Großteil aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen.


Text: Katja Vaders
Pictures: Andreas Endermann / Art-Invest Real Estate, Smartfabrik, LumenHaus GmbH, Philip Behrend

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