Key topic Maria Hahn Key topic Maria Hahn

DÜSSELDORF’S INDUSTRY IN TRANSITION

Das produzierende Gewerbe in der Landeshauptstadt ist eines der wirtschaftlich stärksten in ganz NRW. Erst recht, wenn man das gesamte Netzwerk aus Kernindustrie, Dienstleistern und Tech-Startups betrachtet. Ein Masterplan soll dieses Netzwerk in eine Zukunft voller Perspektiven führen.

Das produzierende Gewerbe in der Landeshauptstadt ist eines der wirtschaftlich stärksten in ganz NRW. Erst recht, wenn man das gesamte Netzwerk aus Kernindustrie, Dienstleistern und Tech-Startups betrachtet. Ein Masterplan soll dieses Netzwerk in eine Zukunft voller Perspektiven führen.

Schreibtisch des Ruhrgebiets – so wurde und wird Düsseldorf noch gerne bezeichnet. Die Metapher rührt aus einer Zeit, als viele produzierende Firmen aus dem Ruhrpott hier ihren Verwaltungssitz eröffneten. Heutzutage arbeiten sogar 86 Prozent aller Beschäftigten im Dienstleistungssektor, keine andere deutsche Großstadt kann eine solche Quote aufweisen. Was viele Menschen aber nicht unbedingt vermuten würden: Düsseldorf ist ebenso einer der stärksten Industriestandorte in NRW! 

Für geballte Produktions-Power sorgen zahlreiche, meist auch international agierende Unternehmen. Zu den Größeren und Bekannteren zählen Teekanne, Löwensenf, Komatsu Mining (siehe S. 22), Hakle, BASF, Vallourec und Daimler mit seinem Sprinter-Werk (siehe S. 60) – um nur einige zu nennen. Sie und viele weitere Player machen unseren Alltag überhaupt erst möglich, denn „Industrie ist nicht alles, aber ohne Industrie ist alles nichts“. Unterstützt werden sie durch jede Menge industrienaher Dienstleister, die etwa outgesourcte Prozesse übernehmen, und Start-ups, die Produktionsprozesse innovieren (siehe S. 18). Am Standort Düsseldorf schätzen sie alle vor allem die zentrale Lage und gute Infrastruktur mitten in Europa, gut qualifizierte Beschäftigte sowie ein hocheffizientes Businessnetzwerk.

Gleichzeitig wächst die Stadt stetig, die Nachfrage nach Wohnraum ist enorm. Weil das Flächenangebot an seine Grenzen stößt, stehen Nutzungsansprüche wie Arbeiten, Wohnen, Freizeit und Verkehr in starker Konkurrenz zu einander. Wie bekommt man es also hin, eine derart lebenswerte Stadt wie Düsseldorf so ausgewogen und nachhaltig wie möglich zu planen und zu entwickeln? Und wie schafft man es, die dabei so wichtige Industrie mit ins Boot zu holen?

Beispielsweise mit einem Masterplan Industrie. Bereits im Jahr 2011 haben sich Stadt, IHK, Industrieunternehmen und Verbände dafür zusammengetan. „Der Masterplan Industrie ist eine Initiative mit dem Ziel, Düsseldorf als wichtigen Industriestandort nachhaltig zu sichern und zukunftsfähig zu machen. Dazu gehört es, den ansässigen Unternehmen Planungssicherheit und Perspektiven für die Zukunft zu bieten. Unsere Stadtplanung ist in diesem Prozess wichtiger Akteur, ohne sie könnten wir als Wirtschaftsförderung konkrete Maßnahmen nicht umsetzen“, sagt Theresa Winkels, Amtsleiterin der Wirtschaftsförderung Düsseldorf.

DÜSSELDORF ALS WICHTIGEN INDUSTRIESTANDORT NACHHALTIG SICHERN UND ZUKUNFTSFÄHIG MACHEN

In Arbeitsgruppen haben die Akteure Themen identifiziert und Grundlagen erarbeitet. Das Bewusstsein für die Bedeutung von Industrie wurde geschärft und die Politik eingebunden. Alle zusammen haben auf diese Weise wichtige Infrastrukturprojekte angestoßen. Ein konkretes Beispiel ist die Eisenbahnunterführung an der Bamberger Straße: Der notwendige Transportweg der großen Kranteile der Firma Konecranes oder der Maschinen von Komatsu zum Rhein führt bis dato über die Gleise der Bahn – sobald die Strecke für den Rhein-Ruhr-Express (RRX) genutzt wird, ist das nicht mehr möglich. Gemeinsam hat man sich daher für eine Tieferlegung der Bamberger Straße entschieden, an der gegenwärtig gebaut wird. Diese Maßnahme hat den Standort einiger Industrieunternehmen im Düsseldorfer Süden gesichert.

Die Akteure des Masterplans Industrie begleiten konkrete Projekte – und sie konzentrieren sich auf zwei Schwerpunkte: Flächenmanagement und Industrieakzeptanz. „In Düsseldorf müssen wir sowohl gut leben als auch arbeiten können. Dafür müssen wir in Politik und Bevölkerung die Bedeutung von industrieller Produktion erklären und für die dafür notwendigen Wirtschaftsflächen in urbanen Zentren werben“, so Theresa Winkels. Rückenwind in puncto Planungssicherheit bekam die Düsseldorfer Industrie Ende 2018: Der Rat der Stadt beschloss eine „Flächenstrategie“, mit der die Standorte der Industrie- und Handwerksbetriebe zusätzlich gestärkt werden. Dabei müssen natürlich rechtliche Rahmenbedingungen wie etwa Immissions- oder Planungsrecht berücksichtigt und die konkreten Projektpläne damit in Einklang gebracht werden.

Das Herzstück dieser Flächenstrategie ist die sogenannte Kernzonenkarte mit unterschiedlichen Kategorien für Industrie- und Gewerbegebiete. „In den Kernzonen machen wir, je nach Ausgangssituation, grundsätzlich zwei Dinge: Wir schützen diese Flächen oder wir aktivieren sie“, erklärt Theresa Winkels. Aktivieren kann wiederum bedeuten: Brachflächen werden neu genutzt oder bestehende Flächen effizienter gestaltet, indem man zum Beispiel auch im gewerblichen Bereich mehrgeschossig baut, wie etwa an der Theodorstraße angedacht. Hier gab es im September 2019 einen öffentlichen Workshop mit dem Ziel Leitlinien für die zukünftige Entwicklung zu definieren. „Ich wünsche mir, dass es an solchen Orten einmal campusartige Strukturen gibt, wo Produktion, Handwerk und auch Forschung Hand in Hand arbeiten und dadurch auch höhere Wertschöpfung zustande kommt. Die einzelnen Bausteine von Industrie also, die wir digitalisieren und innovieren wollen“, sagt Theresa Winkels. 

Hybride Strukturen, in denen Büroflächen, produzierendes Gewerbe und etwa auch Gastronomie und Naherholung intelligent und kreativ an einem Ort verbunden werden, könnten auch zu einer höheren Akzeptanz von Industrie bei den Düsseldorfer Bürgern beitragen. Denn diese Industrieakzeptanz ist noch ausbaufähig, weiß Marion Hörsken, Geschäftsführerin der IHK Düsseldorf, aus ihrer intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema zu berichten: „Es ist noch ein dickes Brett zu bohren. Deswegen wollen wir zukünftig für noch mehr Transparenz sorgen und zeigen, dass die Düsseldorfer Industrieunternehmen einen wichtigen Beitrag leisten, dass es Düsseldorf so gut geht. Gerade in turbulenten Zeiten wie diesen kann die Industrie Motor für den Aufschwung sein. Auch vor dem Hintergrund der aktuellen Fragen rund um den Klimaschutz ist es wichtig zu zeigen, dass die Industrieunternehmen die Themen Klima- und Ressourcenschutz sehr ernst nehmen.“ Dass Industrie spannend ist, kann die Öffentlichkeit zum Beispiel bei der „Langen Nacht der Industrie“ erleben. Eigentlich hätte die Veranstaltung in diesem Jahr die 10. Auflage in Düsseldorf und in der Region Rhein-Ruhr gefeiert, coronabedingt wird die Veranstaltung auf Oktober 2021 verschoben. Die IHK Düsseldorf ist seit Beginn Partner der bundesweit größten Langen Nacht der Industrie. „Es ist toll zu sehen, wie begeistert Menschen von Industrie sind, wenn sie diese erst einmal erleben und Einblicke in die Produktion gewinnen. Sie sehen, wo die Produkte hergestellt werden, die sie im Alltag nutzen. Und dieses ‚Begreifen‘ trägt ganz viel zur Akzeptanz von Industrie bei“, so Hörsken.

Um die örtliche Industrie bestmöglich unterstützen zu können, muss man auch ihre Struktur genaustens kennen. Und die hat sich in den letzten Jahren – auch getrieben durch die digitale Transformation – stark verändert. So lagern Industriebetriebe zum Beispiel zunehmend bestimmte Aufgabenfelder an externe Dienstleister aus, um sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren zu können. Bisherige Wirtschaftsstatistiken bilden diese komplexen Verflechtungen aber noch nicht ab. Das hat die IHK Düsseldorf dazu veranlasst, jüngst eine Studie mit dem Titel „Netzwerk Industrie“ durchzuführen, deren Ergebnisse seit November 2019 vorliegen (siehe Grafik!). 

„DÜSSELDORF IST DER PROTOTYP EINES STÄDTISCHEN, VON INDUSTRIELLEM OUTSOURCING GEPRÄGTEN STANDORTES.“

„Die rein ‚klassische‘ Betrachtung der Industrie hilft hier nicht weiter, denn insbesondere in den städtisch geprägten Räumen hat sich das produzierende Gewerbe längst zu einem Gefüge aus produzierenden Unternehmen, industrienahen Dienstleistern und vermehrt auch technologieorientierten Gründungen gewandelt“, erklärt Marion Hörsken. Auf Basis der Beschäftigtenzahlen wurde für das Düsseldorfer „Netzwerk Industrie“ errechnet, dass dort fast 95.000 Menschen arbeiten, davon allein 50.900 im produzierenden Gewerbe. Diese Zahlen belegen, dass Düsseldorf der Prototyp eines städtischen, von industriellem Outsourcing geprägten Standortes ist. Das Netzwerk Industrie treibt hier Innovationen, neue Geschäftsfelder und neue Geschäftsmodelle voran. Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie: Industriebetriebe und ihre Dienstleister sind häufig auch räumlich eng miteinander verbunden. „Dies ist ein klarer Standortvorteil für unsere Region“, so Hörsken. •

Marion Hörsken
Managing Director Industry Support IHK Düsseldorf

Theresa Winkels
Director of the Office for Economic Development Düsseldorf


Words: Tom Corrinth
Pictures: PR

Weiterlesen
Key topic Maria Hahn Key topic Maria Hahn

INDUSTRY AROUND THE CLOCK

Industrie ist nicht alles – aber ohne Industrie ist alles nichts, heißt es. Wie wichtig ist die Industrie eigentlich für unser Leben? Für VIVID hat unsere Autorin Maria Leipold einen Tag lang die Augen offengehalten nach Düsseldorfer Industrieprodukten in ihrem Alltag.

Industrie ist nicht alles – aber ohne Industrie ist alles nichts, heißt es. Wie wichtig ist die Industrie eigentlich für unser Leben? Für VIVID hat unsere Autorin Maria Leipold einen Tag lang die Augen offengehalten nach Düsseldorfer Industrieprodukten in ihrem Alltag.

In unserem alltäglichen Sprachgebrauch ist der Begriff „Industrie“ oft etwas negativ besetzt. Viele Menschen verbinden damit anonyme Massenproduktion – laut, schwer und dreckig. Stimmt das? Gibt es nicht auch jede Menge regionale, saubere Industrieprodukte, die uns tagtäglich begleiten? Das wollte ich wissen und habe mich auf die Suche gemacht.

DER MORGEN

Verschlafen schlurfe ich ins Badezimmer und drehe den Wasserhahn auf. Dabei fällt mein Blick auf die Armatur: Grohe. Da ist es also schon: das erste Düsseldorfer Produkt meines Tages. Und ich bin gerade mal eine Minute lang wach. Ich putze mir die Zähne und gehe duschen. Das Shampoo ist von L’Oréal, das Duschgel von Henkel – beides große Düsseldorfer Namen. Ich ziehe mich an und greife zielsicher zur Strumpfhose von Calzedonia. Auch hier sitzt die Deutschland-Zentrale in Düsseldorf. Schnell noch einen Tee aufsetzen, bevor es losgeht zur Arbeit. „Spanische Orange“ trinke ich zurzeit besonders gern. Von Teekanne, seit 66 Jahren in Düsseldorf zu Hause.Bevor ich das Haus verlasse, desinfiziere ich meine Hände und packe sorgfältig meinen Mundschutz in die Handtasche. Dabei wird mir bewusst, wie einige Industrieunternehmen meiner Heimatstadt in den ersten Monaten der Corona-Pandemie Engagement gezeigt haben: Indem sie zum Beispiel außerplanmäßig 

Desinfektionsmittel produziert und bereitgestellt haben – BASF und Henkel etwa. Auf dem Weg zur Arbeit fährt vor mir ein Mercedes-Sprinter: ein Ur-Düsseldorfer. Schon seit seiner Markteinführung im Jahr 1995 wird der Sprinter im Mercedes-Benz-Werk in Düsseldorf-Derendorf gebaut. Seit wenigen Monaten übrigens auch als Elektrovariante. Bis zu 700 Sprinter verlassen täglich das Düsseldorfer Werk. So viele begegnen mir auf dem Weg ins Büro zwar nicht, aber fünf sind es bestimmt. Außerdem fällt mein Blick auf riesige Baustellenkräne. Demag steht daran. Ein Name, der in Düsseldorf schon seit rund 100 Jahren ein fester Begriff ist.Ich komme auf der Arbeit an und nehme unseren schicken Glasaufzug in die siebte Etage. Der wurde gebaut von Windscheid & Wendel, Deutschlands ältester Aufzugfabrik. Seit mehr als 150 Jahren setzt dieses Düsseldorfer Unternehmen auf Spezialanfertigungen made in Germany.

DER MITTAG

Ich schmiere mir ein Brötchen mit Buko-Frischkäse, anschließend gibt es noch Skyr mit frischem Obst. Beides kommt von Arla, einem skandinavischen Unternehmen mit Deutschland-Zentrale bei uns am Rhein. Mit einem Blatt Küchenpapier wische ich anschließend die letzten Frischkäse-Reste vom Küchentisch. Auch davon stammt etwas aus unserer Region. Denn seit mehr als 130 Jahren produziert die Papierfabrik Julius Schulte aus Bilk unter anderem Karton für Küchenpapier-Innenrollen. Aus 100 Prozent Altpapier.

DER NACHMITTAG

Kaffeepause! Ich nutze die Gelegenheit und schaue, was in meinen Social-Media-Accounts so passiert ist. Mein Smartphone ist von HUAWEI. Chinesisch also. Aber auch bei HUAWEI werden die Deutschland-Aktivitäten von Düsseldorf aus gesteuert. Und selbst bei meinem Kaffee komme ich an der Düsseldorfer Industrie nicht vorbei: Jede dritte Kaffeeverarbeitungslinie stammt vom Düsseldorfer Maschinen- und Anlagenbauer GEA.

DER ABEND

Wieder zu Hause stelle ich schnell eine Maschine Wäsche an. Das Waschmittel ist Persil von Henkel. Zur Toilette muss ich auch – und finde dabei schon das nächste Produkt. Denn schon im Jahr 1928 produzierte Hans Klenk, Namensgeber der Traditionsmarke Hakle, hier sein erstes Toilettenpapier. Dann heißt es umziehen und fertig machen, denn ich bin noch mit Freunden an der Rheinpromenade verabredet. Meine Kosmetikprodukte stammen wieder einmal von L’Oréal, doch noch etwas anderes fällt mir auf: Sogar mein Parfumflacon könnte Düsseldorfer Ursprungs sein. Von Gerresheimer, einem Traditionsunternehmen, das seit fast 150 Jahren unter anderem Kosmetikverpackungen herstellt. Mit der Straßenbahn fahre ich in die Innenstadt; nicht zuletzt dank elektrischer Ausrüstung der Düsseldorfer Firma Kiepe Electric. Auf dem Weg zum Rheinufer gönne ich mir noch ein Frikadellenbrötchen to go – natürlich mit Düsseldorfer Löwensenf. Dazu ein leckeres Altbier. Ein Leben ohne Industrie? Ohne abgepackte Lebensmittel, Pflegeprodukte, Beförderungsmittel, Waschmaschinen, Elektrogeräte und Frikadellenbrötchen? Undenkbar! Ich bin im Nachhinein überrascht, wie viele Produkte des täglichen Bedarfs tatsächlich eine Verbindung zu unserer Region haben. Darauf einen Killepitsch! •


Words: Tom Corrinth
Pictures: PR

Weiterlesen
Key topic Maria Hahn Key topic Maria Hahn

DIGITAL HELPERS FOR THE INDUSTRY

Von den Möglichkeiten der Digitalisierung kann die Industrie in vielen Bereichen profitieren – tut sie aber oft noch nicht. Einige Start-ups aus Düsseldorf helfen dabei. Zum Beispiel FoxBase und Fero Labs.

Von den Möglichkeiten der Digitalisierung kann die Industrie in vielen Bereichen profitieren – tut sie aber oft noch nicht. Einige Start-ups aus Düsseldorf helfen dabei. Zum Beispiel FoxBase und Fero Labs.

Lasst uns mal vernetzen!“ Auf zwischenmenschlicher Ebene ist das heute leicht gesagt und getan. Wenn sich dieser Satz aber auf betriebliche Prozesse im Sinne von Industrie 4.0 bezieht, haben manche Unternehmen damit noch ihre Probleme. Das bestätigen auch viele Studien. Laut dem aktuellen Industrie 4.0 Barometer, das die Porsche-Management- und IT-Beratung MHP und die LMU München herausgegeben haben, ist die Thematik bei den Firmen zwar angekommen, aber an der Umsetzung hapert es. Das liegt zum Beispiel an einem Mangel an Fachkräften und an der Unsicherheit, ob sich die Investitionen wirklich lohnen. Aber auch fehlende Kapazitäten und die Tatsache, dass bereits etablierte IT-Systeme die Integration erschweren, sind große Hemmnisse. Warum da nicht mit jemandem zusammenarbeiten, der sich mit der Digitalisierung von Prozessen auskennt? In und um Düsseldorf haben sich einige findige Firmen angesiedelt, die sich genau darauf spezialisiert haben.

His company offers software for digital product consulting: Benjamin Dammertz of FoxBase

Manages the European headquarters of Fero Labs in Düsseldorf: Mechanical engineer Tim Eschert.

„NIRGENDWO SONST IST DIE DICHTE AN POTENTIELLEN KUNDEN FÜR UNS HÖHER ALS IN UND UM DÜSSELDORF.“

Fero Labs beispielsweise unterstützt Unternehmen aus der industriellen Produktion darin, ihre Herstellungsprozesse besser zu verstehen. Mithilfe einer speziellen Machine Learning (ML) Software können sie ihren Rohstoffverbrauch senken, ihre Emissionen minimieren und die Effizienz und Qualität ihrer Prozesse kontinuierlich steigern. Transparenz ist dabei ein großes Anliegen des Start-ups: Alle Analyseschritte und -ergebnisse lassen sich für den Anwender genau nachvollziehen. Die Kunden von Fero Labs kommen aus unterschiedlichen Industrien: von der chemischen Produktion über Stahlunternehmen bis hin zu Automobilherstellern. Das Start-up hat seinen Hauptsitz in New York. Den europäischen Sitz am Standort Düsseldorf leitet Tim Eschert, der auch schon am Department of Computer Science der Columbia University (New York) und im Robotiklabor der Rio de Janeiro University geforscht hat. Von Düsseldorf aus hat der Maschinenbauingenieur unter anderem bereits Henkel beraten: Die Ingenieure des Konzerns nutzen heute die Software von Fero Labs, um Prozesse bei der Herstellung von Spülmaschinentabs besser zu verstehen und ihre Planungen entsprechend zu optimieren. Gerdau, Volvo Trucks und Covestro gehören ebenfalls zum Kundenstamm des fünf Jahre alten Start-ups. „Nirgendwo sonst ist die Dichte an potentiellen Kunden, Corporate Headquarters aber auch relevantem Talent für uns höher als in und um Düsseldorf. Und wenn wir einmal nicht direkt hier finden, was wir suchen, bringt uns die Infrastruktur so komfortabel wie nirgendwo sonst nach Deutschland, Europa und den Rest der Welt", so Eschert. In Bezug auf Änderungen durch Corona kann der Standortleiter sagen: „Die Volatilität der Märkte in Corona-Zeiten bedeutet auch, dass der Zwang für Unternehmen, ihre Prozesse im Detail zu verstehen, noch gestiegen ist. Das bringt eine weitere Beschleunigung von Automatisierung und Digitalisierung mit sich. Für unser eigenes Business bedeutet diese Zeit vor allem, Innovationen wortwörtlich von der Couch aus zu betreiben, weil Reisetätigkeiten für uns wegfallen.“

Auch FoxBase bietet etablierten Unternehmen Nachhilfe in Sachen Digitalisierung. Das Start-up hat sich den Vertrieb vorgeknöpft. In diesem Bereich haben es viele B2B-Anbieter heute schwer: Denn mit der Fülle an Produktangeboten im Internet wächst auch der Wunsch der Kunden nach schnellen, kompetenten Antworten. Unternehmen stehen da vor der Herausforderung, ihre Produkte online möglichst einfach, verständlich und effizient zu vermarkten. Die Lösung, die die FoxBase-Gründer Benjamin Dammertz und Carsten Dolch zusammen mit ihren Kunden entwickelt haben: eine Software, mit der User eine digitale Produktberatung bekommen. Mit Hilfe eines interaktiven Fragebogens überträgt der „Digital Product Selector“ das analoge Vertriebsgespräch ins Digitale. Die Empfehlungslogik, die hierbei zum Einsatz kommt, orientiert sich an möglichen Fragen, die ein guter Verkäufer im Kundengespräch in der Regel stellen würde, und ermittelt die Produkte, die zu den Bedürfnissen des Kunden passen. Die Software wird dazu in die schon bestehenden Websites des Kunden integriert und eignet sich für verschiedene Branchen und Unternehmensgrößen. Auch für FoxBase ist Henkel ein Hauptkunde: Im Geschäftsbereich Industrieklebstoffe des Konzerns unterstützt der „Digital Product Selector“ Kunden und Vertriebsmitarbeiter bei der Suche nach dem richtigen Produkt. Mittlerweile sind verschiedene „Henkel Adhesive Selectors“ weltweit in mehreren Sprachen im Einsatz. Auch die Telekom nutzt die Software, um Geschäftskunden zu ihren Festnetz- und Internettarifen zu beraten. Mittelständler unterschiedlicher Branchen setzen die Lösung ebenfalls bereits ein. Seit seiner Gründung vor vier Jahren konnte sich das Start-up auf diese Weise ein großes Netzwerk aufbauen. Dabei schätzen die Gründer vor allem den Standort Düsseldorf: „Hier sind viele etablierte Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen ansässig, von „Hidden Champions“ bis zu großen Konzernen“, sagt Benjamin Dammertz. „Viele sind offen für die Zusammenarbeit mit Start-ups wie uns und haben die Digitalisierung als eines der Top-Themen auf ihrer Agenda stehen.“

In der aktuellen Krise kristallisierte sich nochmal heraus, wie deutsche Unternehmen der Digitalisierung gegenüberstehen. „Wir erleben gerade zwei unterschiedliche Szenarien. Die einen Unternehmen schließen alle Schranken, reagieren mit Investstopp und wollen erst mal den Markt beobachten. Andere wiederum, was wir auch in der Mehrzahl erleben, haben noch mehr Interesse an der Digitalisierung ihres Vertriebs und sagen: Ja, lasst uns schnell starten. Die Relevanz der Digitalisierung ist in den letzten Monaten vielen deutlicher geworden.“ •


WEITERE BEISPIELE

Zahlreiche weitere Düsseldorfer Start-ups zeigen der Industrie, wie sie die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen kann. 
fastersolutions.de
Faster Solutions unterstützt Unternehmen bei der Planung und Umsetzung von Robotik Projekten.
www.roambee.com
Roambee vereinfacht Kunden die Kontrolle über ihre Waren und Vermögenswerte. 
www.vathos-robotics.com
Vathos Robotics ist Spezialist für maschinelles Sehen und Lernen mit Anwendungen in der Robotik und Industrieautomation. 
www.aconno.de
Aconno entwickelt vernetzte Sensoren und Hardwarelösungen. 


Words: Elena Winter
Pictures: PR

Weiterlesen